Gemäß der Titellogik des modernen Klassikers „Meine Braut, ihr Vater und ich“ müsste dieser Film eigentlich „Unsere Töchter, ihre Freunde und wir“ heißen. Die Komödie erzählt im Grunde die gleiche Geschichte wie das oft kopierte Vorbild, allerdings aus der väterlichen Perspektive, und das gleich dreifach, was jedoch nicht automatisch bedeutet, dass sie auch dreimal so komisch ist. Sie beginnt als leicht variierte Hommage an den Schluss eines echten Klassikers, „Die Reifeprüfung“ (1967): Im letzten Moment verhindert ein junger Mann die Hochzeit seiner Geliebten. Eigentlich sollte Antonia den braven Juniorpartner aus der Kanzlei ihres Vaters Artur heiraten. Ihre wahre Liebe ist das genaue Gegenteil: Alex ist ein Antikapitalist, der offenbar auch schon mal Bonzenautos abfackelt. Als sich rausstellt, dass Arturs Schwager Kalle und Yussuf ebenfalls erhebliche Probleme mit den Freunden ihrer Töchter haben, beschließen die drei „Superschwäger“ (wie Yussuf die gemeinsame WhatsApp-Gruppe genannt hat), ihre ungeliebten designierten Schwiegersöhne mit Hilfe mieser Tricks zum Teufel zu jagen.
Daraus hätte eine unbeschwerte Sommerkomödie mit durchaus ernstem Hintergrund werden können, schließlich tun sich tatsächlich viele Väter schwer, ihre Töchter loszulassen. Marc Rothemund, der seine Regiekarriere einst mit der sehr vergnüglichen Romanze „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ (1998) begonnen hat und seinen damals erworbenen guten Ruf später mit den sehenswerten Tragikomödien „Heute bin ich blond“ (2013), „Mein Blind Date mit dem Leben“ und „Dieses bescheuerte Herz“ (beide 2017) mehr als bestätigt hat, schien zudem genau der Richtige für diesen Stoff zu sein. Leider mangelt es seiner Umsetzung des auf einer spanischen Vorlage („Es por tu bien“, 2017) basierenden Drehbuchs (Hans Rath, Felix Starck) an Charme und Raffinesse. Wo der Humor gerade seiner anspruchsvollen letzten Filme eher subtil funktionierte, bleibt hier nichts unausgesprochen oder ungezeigt.
Foto: Degeto / Studiocanal / Batier
Soundtrack: The Knack („My Sharona“), Asaf Avidan („Bang Bang”), The Black Keys („Lonely Boy”), George Thorogood & The Destroyers („Bad To The Bone”), The Districts („Funeral Bed”), Earth, Wind & Fire („September”)
Das gilt auch für die beiden prominenten Hauptdarsteller. Jürgen Vogel muss in seinen Komödien ohnehin meist eher gebremst werden, und Heiner Lauterbach mit streng zurückgekämmter Beethoven-Perücke begnügt sich über weite Strecken damit, verkniffen dreinzuschauen. Allerdings lassen die Klischeerollen den beiden auch nicht viel Spielraum: Bauarbeiter Kalle (Vogel) ist ein Einfaltspinsel mit extrem kurzer Zündschnur, und das wesentliche Merkmal von Artur (Lauterbach) ist neben seinem zur Schau gestellten Reichtum die Tatsache, dass er sich zum Schmollen ins Badezimmer verzieht. Dagegen verkörpert Hilmi Sözer den dritten Schwager geradezu wohltuend normal; dass sich Yussuf von seiner hübschen Tochter widerstandslos um den Finger wickeln lässt, macht ihn ohnehin sympathisch. Gemeinsam ist allen drei, dass ihre sogenannten besseren Hälften (Marie-Lou Sellem, Lisa Maria Potthoff, Inka Friedrich) daheim das Sagen haben.
Dass der immerhin handlungsreiche Film der schlichten Rollenverteilung zum Trotz dennoch Spaß macht, liegt vor allem den oftmals witzigen Dialogen, einigen amüsanten Running Gags, manch’ zwar erwartbarer, aber gelungener Situationskomik sowie den glaubhaften Konstellationen: Kalle reagiert nachvollziehbar schockiert, als er herausfindet, dass sich Tochter Luna (Lisa-Marie Koroll) in seinen früheren Mitschüler Pierre (Andreas Pietschmann) verliebt hat, der schon zu gemeinsamen Schulzeiten als Casanova galt. Von einer ARD-Freitagskomödie unterscheidet den Film letztlich der sichtbar größere optische Aufwand und das umfangreiche Ensemble mit immerhin neun wichtigen Nebenrollen, die letztlich allesamt überzeugender sind als Lauterbach und Vogel, weil diese Figuren nicht als Karikaturen angelegt sind. Der Kinoerfolg des Films, allerdings im Corona-Herbst 2020, war mit knapp 300.00 verkauften Eintrittskarten überschaubar, die Kritiken zum Kinostart durchwachsen.