Eine Nacht in einem Hamburger Grandhotel. Ein luxuriöses Leben ist kein Garant für gutes Benehmen. Und so bekommt der Hoteldetektiv Paul Sander auch in dieser Nacht viel zu tun. Zwei Kisten überaus edlen Weins sind gestohlen worden. Ein liebesleidender Gast hat sich sinnlos betrunken und randaliert. Eine gealterte Sangesdiva will sich den kostenlosen Aufenthalt im Hotel erschleichen, ein Killer geht um – und ganz zufällig ist die große Liebe von Sander im Hotel abgestiegen. Vor fünf Jahren hat sie ihn, den damaligen Undercover-Ermittler, verlassen & ihm so das Leben gerettet. Wird es diesmal ein besseres Ende nehmen?
Foto: NDR / Georges Pauly
Sander ist einer jener TV-Männer, die keinen Vornamen haben (Kopper, Keppler, Bloch, Tauber). Und es ist eine jener Nächte, die man nicht so schnell vergisst. Etwas gewollt mythengeschwängert kommt „Eine Nacht im Grandhotel“ daher – und doch ist dieser Film auch ein Film, den man nicht so schnell vergisst, weil er mehr wagt als andere Fernsehfilme. Die Geschichte mischt Elemente des Krimis und Thrillers mit viel Melodram, und Sathyan Ramesh gibt den Figuren eine Menge Eloquenz und Ironie mit auf die Wege zwischen Lobby und Küche, Bar und Hotelzimmer. „Ich komme am besten aus mit Frauen, die unverbindlich sind, egoman und arrogant“, sagt Sander, pocht aber auf den Grundsatz: „Ich schlafe nie an einem Tag mit zwei Frauen.“ Einige Dialoge sind zum Mitschreiben, andere zum Weghören.
So bemüht pointiert die Texte mitunter wirken, so ausgedacht sind auch die Ereignisse jener Nacht. Aber es stört nicht. Hat man sich erst einmal an das kammerspielartige Szenario gewöhnt und hat akzeptiert, dass es sich um ein Genrespiel handelt – in wunderbar altmodischem Ambiente mit zeitlosen narrativen Accessoires, dann läuft das Spiel wie am Schnürchen. Da ist die Frage nach der Psychologie, nach Charakteren zweitrangig. Da reicht es, dass ein starker Typ den Zuschauer bei der Hand nimmt: Uwe Kockisch als ebenso sanftmütiger wie bestimmender Melancholiker erzeugt auch ohne ein perfektes Drehbuch eine Stimmung, die spielend ausreicht für 90 Filmminuten. Wenn dann noch Barbara Auer für schöne und rätselhafte Weiblichkeit sorgt, dann kann nicht viel schief gehen. Und dass man sich nach diesen 90 Minuten durchaus fragen kann, ob nicht mal statt eines Kommissars ein Hoteldetektiv als Figur einer Reihe in Frage käme, das spricht auch nicht gegen Näters Film.
Foto: NDR / Georges Pauly