Es mag prominente Hollywood-Vorbilder für diesen Film geben, zuletzt etwa „Out of Time“ mit Denzel Washington. So verzwickt wie Detlef Michel in dem ZDF-Fernsehfilm „Eine folgenschwere Affäre“ aber hat vermutlich noch niemand die Geschichte vom Polizisten erzählt, dessen heimliche Geliebte ermordet worden ist. Denn natürlich wandelt Benno Söder (Fritz Karl) auf schmalem Grat: weil es durchaus sein kann, dass die Suche nach dem Mörder am Ende zu ihm selbst führt. Diese Option ist durchaus möglich: Benno ist zwar angemessen erschüttert, kommt aber selbstredend als Täter in Frage; seine Freundin hatte die Affäre just am Mordmorgen beendet. Zugeben kann er das Verhältnis sowieso nicht, denn Sabine war die Frau seines Chefs Hartmut (Michael Fitz). Es stecken ohnehin alle mit drin, und weil jeder eine Leiche im Keller hat, sind sämtliche Beteiligten erpressbar; und damit verdächtig.
Geschickt lüftet Michel immer wieder neue Geheimnisse, was der Geschichte wiederum immer wieder neue Wendungen gibt: Bennos Frau Andrea (Katharina Böhm), eine Gerichtsmedizinerin, wusste von der Affäre. Ihr Vater (Peter Simonischek), pensionierter Kriminalrat und Hartmuts bester Freund, ist gesehen worden, als er am Tatort war und alle Spuren verwischt hat. Aber war er auch der Täter? Oder wollte er nur seine Tochter schützen? Später gesteht Andrea, bewusst eine falsche Tatzeit diagnostiziert zu haben, wodurch sie natürlich selbst in Verdacht gerät; oder wollte sie nur ihren Vater schützen? Auch Hartmut hat kein Alibi mehr, zumal Fasern seines Mantels am Tatort gefunden wurden. Und welche Rolle spielt Kriminaltechnikerin Irene (Silke Bodenbender), die einen schwunghaften Handel mit beschlagnahmten Rauschgift treibt? Die Putzaktion von Bennos Schwiegervater war natürlich nicht perfekt, Irene weiß also, dass auch Benno am Tatort war…
TV-Spielfilm urteilt: „Überkonstruierter Techtelmechtelkrimi“
Aber nicht nur das effektvoll konstruierte Drehbuch (vorausgesetzt, man mag diese Art des zuschauerorientierten Plottens), sondern vor allem auch ein formidables und von Regisseur Martin Enlen ausgezeichnet geführtes Ensemble machen diesen ansonsten gänzlich unaufwändig und unspektakulär inszenierten Krimi zu einem echten Fernsehvergnügen für Whodunit-Fans: Jedes Mal, wenn man glaubt, auf der richtigen Fährte zu sein, zaubert Michel ein neues Indiz, eine weitere Lüge und damit den nächsten Verdächtigen aus dem Hut. Und so hat der Film eigentlich nur einen Fehler: Lisa Martineks Mitwirkung beschränkt sich auf drei Minuten; sie spielt das Opfer. Aber dafür lässt Michel am Ende noch mal zwei Knüller raus.