Ein Sommer auf Sylt

Christine Neubauer & Brigitte Janner in einem überraschungsfreien Urlaubsfilmchen

Foto: Degeto / Reiner Bajo
Foto Rainer Tittelbach

Ein Loblied auf die Hausfrau singen Thomas Nennstiel und Autor Mathias Klaschka in „Ein Sommer auf Sylt“. Auch wenn auf die Rama-Familienglückseligkeit der Bergers ein langer Schatten fällt, bei Dauersonne im Sylter Sommer sind die Tränen rasch getrocknet – und es wartet eine neue Liebe. Nur als Komödie hat dieser Degeto-Film so seine Momente.

Es sollte der erste Familienurlaub seit langem werden. Doch als Anne ihren geschäftigen Stefan mit der Kollegin im Hotel erwischt, macht sie Tabula Rasa. Sie schäumt den noblen Designer-Bungalow mal so richtig durch – und fährt allein mit den Kindern nach Sylt, zieht aber nicht in den schnieken Wellness-Tempel ein, den der treulose Gatte gebucht hat, sondern sucht sich bei der friesisch herben Pensionswirtin Lina einen kuscheligen Reet gedeckten Unterschlupf. Die Kinder sind’s zufrieden, die harte Schale der Wirtin erweicht zusehends und der seltsame Mann mit den vielen Berufen, der Anne immer wieder über den Weg („Sie schon wieder!“) läuft, stellt sich bald als Linas Sohn heraus. Der Gatte kommt nach, später auch noch seine Geliebte und der seltsame Mann ist bald mehr Mann als seltsam. Mächtig patent ist Hausfrau Anne und ihre Kinder sind zwei ganz Ausgeschlafene. Bei so viel Power ist die geplante Zwangsversteigerung der Pension „Alte Liebe“ die richtige Herausforderung!

Ein Loblied auf die Hausfrau singen Regisseur Thomas Nennstiel und Autor Mathias Klaschka nach dem Roman von Nina Kresswitz in „Ein Sommer auf Sylt“. Auch wenn auf die Rama-Familienglückseligkeit der Bergers ein langer Schatten fällt, bei Dauersonne im Sylter Sommer sind die Tränen rasch getrocknet – und es wartet eine neue Liebe. Und das ist auch besser so. Wenn dieser überraschungsfreie Nordseeurlaubsfilm sich in Richtung Komik bewegt, wird’s erträglich. Dagegen wirkt jegliches Konfliktpotenzial in einem solchen Alles-wird-gut-Ambiente reichlich peinlich. Gut, dass Neubauer, Janner & Co schnell über diese falschen Emotionen hinwegspielen und die Sonne reinholen. Schlecht, dass die Art, wie beide das machen, eine viel zu lange deutsche Tradition hat: diese augenrollende, stoßseufzende So-ist-das-Leben-Komik, die alles nimmt, wie es kommt, dazu mit einem frauensolidarischen Unterton als Present an die Zielgruppe, das tut weh. So wird einem fast noch der treulose Ehemann sympathisch, wie er da am Ende verzweifelt im Sand sein klingelndes Handy sucht. Das ist allemal unterhaltsamer als die ewige Frauenpower… (Text-Stand: 30.4.2010)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Christine Neubauer, David C. Bunners, Jochen Horst, Brigitte Janner, Nadeshka Brennicke, Henning Baum

Kamera: Rainer Lauter

Szenenbild: Jost Brand-Hübner

Schnitt: Regina Bärtschi

Musik: Siggi Mueller, Jörg Magnus Pfeil

Soundtrack: u.a. Gloria Gaynor, Robbie Williams, Marit Larsen

Produktionsfirma: Ziegler Film

Produktion: Regina Ziegler

Drehbuch: Mathias Klaschka

Regie: Thomas Nennstiel

Quote: 6,39 Mio. Zuschauer (23,8% MA)

EA: 30.04.2010 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

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