“Mich interessiert nun mal die menschliche Seele, das große Geheimnis Mensch, hinter dessen letzte Rätsel wir wohl nie ganz kommen werden”, sagt Matti Geschonneck (“Angst hat eine kalte Hand”). Der Regisseur mit der Vorliebe fürs Düstere taucht auch im ARD-Fernsehfilm “Ein mörderischer Plan” wieder tief ein in die Abgründe der Psyche. Er erzählt von zwei Menschen, die nicht den Absprung bekommen haben, weil sie nicht fähig sind, über den eigenen Schatten zu springen. Und er zeigt, was sich anstauen kann in einem jungen Mann, dem die Eltern vergessen haben, Liebe und das Gefühl von Geborgenheit zu vermitteln.
Eine Psychologin in einer Lebenskrise. Ein Dorfpolizist auf einer ostfriesischen Insel, der noch weniger Sinn in seiner Existenz sieht. Beide verbindet eine langjährige Affäre. Doch beide haben einen anderen Partner geheiratet und bekamen Kinder. Wenn die Hamburgerin einmal im Jahr auf die Insel kommt, flackert die alte Leidenschaft noch einmal auf. Doch dieses Jahr ist alles anders. Der Bankierssohn Mark ist auch mal wieder auf die Insel zurück gekehrt. Und der sucht nicht nur Nähe bei der vermeintlich so starken Psychologin, sondern ihn treibt auch ein krankhafter Plan. Eines Nachts findet er seine Eltern brutal ermordet. Hat Mark seine beiden Freunde, die Söhne des Dorfpolizisten, zum Mord angestiftet?
Nordsee ist Mordsee. Es wird weitere Tote geben. Die fehlende menschliche Wärme fordert ihren Preis in Geschonnecks klaustrophobischem Psycho-Drama nach dem Drehbuch von Hannah Hollinger. Lebenslügen, zerrissene Charaktere, dazu eine Inszenierung, die bedrückender nicht sein kann. Die Schauspieler üben sich im leeren Blick in die ostfriesische Weite, auch der Himmel spielt mit: ein Wetter zum Fürchten. Einerseits ein Film, der sich selbst erzählt, in jedem Bild, jeder Geste, jedem Blick. Andererseits ein Film, dem die Gratwanderung zwischen dichter Erzählung und Bedeutungsüberschuss nicht gelingt.
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Verlorenheit – soweit das Auge reicht. Da mussten die Morde nicht auch noch vor der Kamera ausgewalzt werden. “Die Grausamkeit ist voll da, die muss man nicht auch noch zeigen”, sagt denn auch Matti Geschonneck. Gewaltdarstellung ist für ihn nicht nur eine formale, sondern auch eine ästhetische und ethische Frage. “Ich möchte die Zuschauer an meine Charaktere heranführen”, so Geschonneck. Grausamkeiten schreckten nur ab.
Iris Berben ist begeistert von der leisen, sensiblen Art, mit der Geschonneck diese Geschichte erzählt, die durchaus das Potenzial für ein blutrünstiges TV-Movie gehabt hätte. “Seit Jahren stand er bei mir auf der Wunschliste”, sagt sie. “Es war wunderbar, da war man seinem Beruf wieder ganz nah”, schwärmt sie von den Dreharbeiten in der Nähe von Rostock. Auch die Chemie zwischen den Schauspielern stimmte. Fast ein wenig esoterisch wird Iris Berben da: “Es passiert dir, und irgendwie riecht man sich”. (Text-Stand: 24.1.2001)