Gerade noch einmal ist der Scherzartikelfabrikant Hans-Dieter Anhäuser, ein Mensch, der selbst nur selten zum Scherzen aufgelegt ist, dem Tod von der Schippe gesprungen. Nach einem Verkehrsunfall liegt er im Koma – und er hat eine Vision: Unsichtbar geworden wohnt er seiner eigenen Beerdigung bei. Was er da sieht, ist niederschmetternd. Keine Tränen am Grab, keine echte Trauer. Sein Ableben hatte er sich anders vorgestellt. Doch der knallharte Geschäftsmann hat Glück, er bekommt eine zweite Chance: Wenn er Ehefrau, Kinder und Schwiegermutter binnen der nächsten zwei Wochen glücklich macht, ist sein weiteres Erdendasein gesichert – ansonsten wartet die Hölle auf ihn. Es ist Weihnachtszeit – und zum ersten Mal legt sich der sonst immer abwesende Vater so richtig ins Zeug für die Familie.
“Ein Engel namens Hans-Dieter” erzählt die alte Geschichte, die auf Charles Dickens basiert, von der Läuterung eines Kotzbrockens gegen alle Unbill des Schicksals und des dummen Zufalls. Fritz Wepper spielt den Vater und Ehemann, der zum Gutmensch mutiert. Ein Egoist, der weiß, was zu tun ist, wenn einem das Stündlein geschlagen hat. Ulrike Kriener schlüpfte in die Rolle der Ehefrau, die nur einen einzigen Wunsch hat: nicht immer allein gelassen zu werden von ihrem Mann. Und auch die Kinder wollen nur eines: eine richtige Familie sein. Das sind Erwartungen vom Glück, die Filme leicht erfüllen können. Doch bei den Anhäusers dürfte das neue Jahr – wenn der Weihnachtsschmuck wieder im Karton verschwunden ist – die gleichen Probleme bringen. Der Grund ist allein der: bei Autor Michael Baier löst nicht die Wandlung der Menschen die Konflikte, sondern allein die Handlung. Kitsch und Klischees dienen als Gleitmittel zum Glück. Dagegen helfen nicht einmal gut aufgelegte Schauspieler.
Weder ist das Glück Resultat einer tiefen Überzeugung, noch werden die Widersprüche, die sich trotz Happy-Ends im Familienmikrokosmos auftun, angedeutet. Dass “Ein Engel namens Hans-Dieter” nicht auf dem Grat zwischen verlogener Santa-Claus-Rührseligkeit und krankem Menschenhass balanciert, wie es Bill Murray in der meisterlichen Hollywood-Adaption des Dickens-Stoff, “Die Geister, die ich rief”, bewusst tut, war anzunehmen. Doch etwas mehr Tiefgang hätte es selbst in der Weihnachtszeit schon sein dürfen. (Text-Stand: 21.11.2004)