Peter Hoffmann ist einer, der den Reichtum der Reichen mehrt. Meistens jedenfalls. Jetzt ist dem Investmentbanker ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Sein bester Freund und Kollege schiebt ihm einen Koffer voller Bargeld zu und rät ihm, erst einmal unterzutauchen. Die Lage ist ernst. Deshalb „flüchtet“ Hoffmann nicht – wie üblich – in Richtung französische Riviera, sondern sucht sich in der schwedischen Pampa einen sicheren Unterschlupf. Seine Kinder im Teenageralter packt der Witwer in einer Nacht- und Nebelaktion ins Auto. In einem renovierungsbedürftigen Ferienhaus im schwedischen Nirgendwo quartiert er sich und seinen renitenten Nachwuchs ein. Seine Vermieterin ist Polizistin – und es ist lange her, dass sich ein Mann in ihre Nähe verlaufen hat. Peter Hoffmann zeigt sich nicht abgeneigt – von ihr und dem einfachen Leben. Sogar sein pubertierender Nachwuchs findet langsam Anschluss im Dorf – und der Vater findet erstmals seit dem Tod der Mutter Zugang zu seinen Kindern.
Wie sich Pippi Langstrumpf die Menschwerdung eines deutschen Hedgefond-Spekulanten durch den natürlichen Reichtum der schwedischen Provinz vorstellt, zeigt die deutsch-schwedische Koproduktion „Ein einfacheres Leben“. Skandinavische Ursprünglichkeit ist das Allheilmittel gegen ein Familienleben, das jahrelang allein von emotionaler Verdrängung und vom schnöden Mammon diktiert wurde. Die Wandlung des Vaters erscheint ebenso unglaubwürdig wie die ganze Geschichte, die ziemlich ausgedacht vor sich hinholpert. Die Hauptfigur hat keinen blassen Schimmer, was in seinen Kindern vorgeht. Ähnlich grobschlächtig erweist sich die psychologische Grundierung der Geschichte.
Die Langeweile des Dorflebens überträgt sich auf den Film, weil sich die Autoren zu keiner dramaturgischen Zuspitzung entschließen können, dem Film aber auch filmästhetisch das Zeug zu jenem typischen schwedischen Realismus fehlt. Die Kamera ist durchschnittlich, das Soundgedudel nervtötend und einige auf Videoclip getrimmte Sequenzen wirken schlichtweg billig. Allein einige Schauspieler, allen voran Ulrich Noethen als Peter Hoffmann und Isabel Bongard als Tochter Nina, können überzeugen und so das Interesse des Zuschauers einigermaßen aufrecht erhalten. Vollends daneben geht das finale Börsenkrimi-Zwischenspiel, bei dem der Familienvater auch noch zum Mordaufklärer mutiert. Und die recht unbedarften Dialoge werden durch die Synchronisation weiter banalisiert. (Text-Stand: 1.6.2011)