Die Trödelqueen – Gelegenheit macht Liebe

Millowitsch, Müller-Elmau, Feifel, Willinger und das abrupt verkürzte Trauerjahr

Foto: Degeto / Elke Werner
Foto Rainer Tittelbach

Eine Witwe ist schockiert. Die Hinterlassenschaft ihres Mannes: ein Beinahe-Bankrott & eine Geliebte! Etwas Liebesleid, eine Spur Liebesfreude, eine leise Vision vom Glück, die Ahnung vom existenziellen Aus, eine beiläufige Gaunerei – die Stimmungslagen wechseln rasch in der Degeto-Komödie „Die Trödelqueen“. Selten gelingen Filme, die so Vieles anreißen und die sich so unstrukturiert ihrer Geschichte nähern, so erfrischend gut wie dieser Münchner Bilderbogen von Cornelia Willinger, die sich endlich an ihre „Hausmeisterin“ erinnert hat.

Noch ein halbes Jahr nach dem Tod ihres geliebten Wolfgang fällt es Andrea Streckenreiter schwer, loszulassen. Alles, was an ihn erinnert, hat noch den alten Platz. Das ändert sich, als ihr Elisabeth von Greifenstein begegnet, die sich des Grabs ihres Liebsten bemächtigt: Wie sich herausstellt, war sie 11 Jahre die Geliebte ihres Mannes. Unfassbar! Andrea will es nicht glauben. Doch dann macht sie das Beste aus ihrer Bekanntschaft mit der verarmten Adligen. Auch dem Werben eines knorrigen Restaurators gibt sie ein Stück weit nach. Das Trauerjahr ist zu Ende! Damit es nicht auch mit Wolfis Hinterlassenschaft, dem schnuckeligen Laden für Kunsthandwerk und Trödel, zu Ende geht, muss sich die Witwe etwas einfallen lassen. Ein kaltherziger Kunstsammler scheint das ideale Opfer. Und die Adelsfrau spielt den Köder.

Die Trödelqueen – Gelegenheit macht LiebeFoto: Degeto / Elke Werner
Der Restaurator lässt nicht locker! Ilse Neubauer, Martin Feifel, Mariele Millowitsch in „Die Trödelqueen“. Hinterlassenschaft: Witwe „erbt“ des Mannes Geliebte (Aufmacher-Foto)

Etwas Liebesleid, eine Spur Liebesfreude, eine leise Vision vom Glück, die Ahnung vom existenziellen Aus, eine beiläufige Gaunerei – die Stimmungslagen wechseln rasch in der Degeto-Komödie „Die Trödelqueen“. Selten gelingen Filme, die so Vieles anreißen und die sich so unstrukturiert ihrer Geschichte nähern, so erfrischend gut wie dieser Münchner Bilderbogen aus dem Antiquitäten- und Sammlermilieu mit der Kölnerin Mariele Millowitsch. Es scheint, als sei Autorin Cornelia Willinger zu ihren Anfängen zurückgekehrt: zu den liebenswerten Geschichten der kleinen Leute, zu der vordergründig derben, doch oftmals hintersinnigen bayerischen Urigkeit, die sie so unnachahmlich in der Serie „Die Hausmeisterin“ zum Leben erweckte. Zuletzt schrieb sie sich an „Pfarrer Braun“ die Finger wund. Ihr letztes Zeugnis ihres Könnens gab sie vor drei Jahren bei „Mein Gott, Anna!“, einem abgedrehten Bayernschwank – durch den schon damals Millowitsch als Diakonisse wirbeln durfte. Im neuen Streich springt fast ein wenig Screwball-Touch ins traditionsbewusste München.

Vielleicht wird aus dem einen oder anderen Konflikt (Ehefrau vs. Geliebte) zu wenig Bewegendes gemacht und aus manch einer Situationen (Einkaufstour in Südtirol) zu wenig Witz geschlagen – aber eigentlich ist die ganze Story ja nur Vorwand für 90 Minuten Fernsehunterhaltung, die getragen wird von eigenwilligen bis eigensinnigen Charakteren. Das Komödien-Maschinchen läuft rund – auch dank von vier großartigen Schauspielern. Mariele Millowitsch hat die Sympathien auf ihrer Seite, während Katharina Müller-Elmau ahnen lässt, was „ihr Wolfi“ an ihr zu schätzen wusste. Ilse Neubauer spielt eine Alte auf Augenhöhe mit den 20 Jahre Jüngeren – eine Seltenheit im leichten Fach. Und Martin Feifels Oberschnitzer vom Anbaggerdienst ist die Hauptattraktion: wann sieht man in Filmen noch solche Männer, die trotz einer Abfuhr nach der anderen nicht (alltagsrealistisch) zurück zicken, sondern stoisch weiter werben?! „So was wie Sie, so eine Mischung aus Monaco Franz und einsamer Wolf, hat mir in meinem Leben gerade noch gefehlt“, stöhnt die Witwe. „Das sag i doch – also, Sonntag um elf.“ Das ist Volksschauspiel im besten Sinne! (Text-Stand: 8.4.2011)

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Mariele Millowitsch, Katharina Müller-Elmau, Martin Feifel, Ilse Neubauer, Konstantin Wecker

Kamera: Klaus Merkel

Schnitt: Ulrike Leipold

Musik: Biber Gullatz, Andreas Schäfer

Soundtrack: Zarah Leander

Produktionsfirma: Arbor TV Filmproduktion

Drehbuch: Cornelia Willinger

Regie: Matthias Tiefenbacher

Quote: 4,28 Mio. Zuschauer (13,5% MA)

EA: 08.04.2011 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach