Eine junge Israelin schreitet schön und selbstbewusst durch die Altstadt von Jerusalem. Wenig später ist sie tot. Eine andere Frau entdeckt die Leiche auf dem Dach eines herunter gekommenen Mehrfamilienhauses. Das Gesicht der Toten ist entstellt. Nicht nur deshalb macht Kommissar Michael Ochajon große Augen. Die andere Frau ist eine Jugendliebe von ihm. Doch zunächst heißt es für Ochajon und seinen Kollegen Balilati, einen Mord aufzuklären, der sie konfrontiert mit der frühen Geschichte Israels und deren geistige Wurzeln sogar bis nach Auschwitz zurückreichen.
Von Deutschen gespielte TV-Kommissare, die im pittoresken Ausland ermitteln, frequentieren im Zuge von Brunetti immer häufiger den heimischen Bildschirm. „Die Seele eines Mörders“ ist wie die Romanvorlage von Batya Gur mehr als ein Whodunit vor telegener Kulisse. Der deutsch-israelisch gemischte Cast gibt dem Film ein besonderes Gesicht, aber auch das Thema wagt sich mitten hinein in einen „innerjüdischen“ Konflikt der israelischen Gesellschaft. Das Gelobte Land hat schwarze Flecken auf der weißen Weste. Und noch immer gibt es Ressentiments zwischen den europäisch- und orientalischstämmigen Juden.
Heiner Lauterbach übernimmt die Funktion des „Mediums“ in diesem zu 100 Prozent vom ZDF finanzierten Film. Der populäre Schauspieler, den man zuletzt nur selten so überzeugend sah, führt den deutschen Zuschauer durch eine fremde, mitunter seltsam anmutende Welt. Ruhig, besonnen und mit Hang zur Melancholie gibt Lauterbach seinen Ochajon. Grimme-Preisträger Peter Keglevic gerät nur selten in Versuchung, Jerusalem als Touristen-Attraktion abzufilmen, wie es die ARD mit Venedig tut. Der stete Wechsel zwischen düsterem Kammerspiel und orientalischem Outdoor-Drama, zwischen schwerblütigen Dialogen und flirrendem Treiben auf den Straßen ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Die allzu szenische, dialoglastige Dramaturgie wird immer wieder durch fließende Übergänge, assoziationsreiche Parallelmontagen und abwechslungsreiche Optiken aufzubrechen versucht. Das ZDF ist so überzeugt von Lauterbach und den Ochajon-Romanen der international anerkannten und mit dem deutschen Krimipreis ausgezeichneten Batya Gur, dass – ohne die Quoten abzuwarten – ein zweiter Jerusalem-Krimi im Frühjahr 2010 gedreht werden soll.