Die Löwin

Bodenbender, Schumann, Kriener, Stefanie Sycholt und ein Melodram für Tierfreunde

Foto: ZDF / Swan / Biccari
Foto Rainer Tittelbach

Als Kind war sie das Löwenmädchen. Doch davon will die in ihre „Heimat“ zurückgekehrte Heldin in „Die Löwin“ nichts mehr hören. Stefanie Sycholt weiß, wovon sie erzählt. Sie ist in Südafrika aufgewachsen. Enttäuschend, dass sie die an sich spannende archaische Geschichte von Löwen und Menschen, von wilder Natur und „degenerierter“ Kultur auf so dramaturgisch ausgetrampelte Art und Weise erzählt. Sie kann sich nicht entscheiden zwischen Melo & Drama. Das überträgt sich auf Hauptdarstellerin Silke Bodenbender.

Als Kind nannte man sie das Löwenmädchen. Aufgewachsen in Südafrika, besaß jene Lena die außergewöhnliche Gabe, mit Löwen zu kommunizieren. In der Pubertät verlor sie die Unbefangenheit, mit den wilden Tieren umzugehen. Als dann auch noch ihr Vater von einem Löwen getötet wurde, kehrte sie Afrika den Rücken. Mit ihrer Mutter ging sie zurück nach Deutschland. Heute ist sie eine engagierte Ärztin. Weil ihr Großvater schwer krank ist und sie ihn zu einer Therapie in Deutschland überreden möchte, kehrt sie zum ersten Mal wieder in das Land ihrer Kindheit und Jugend zurück. Begleitet wird sie von ihrer Mutter und ihrem Lebensgefährten Felix. Sie ist überrascht, dass sie die Stiftung des Großvaters übernehmen soll, die sich um die Pflege der vom Aussterben bedrohten Löwen widmet. Sie lehnt ab, nicht nur, weil sie in Deutschland leben will, sondern auch, weil das Löwenmädchen von einst große Angst hat vor den Raubkatzen. Ihre Entscheidung ändert sich auch nicht, als sie ihren Jugendfreund Daniel wieder trifft, der als eine Art „Löwenflüsterer“ auf der Farm arbeitet. Lena hat noch immer nicht das Trauma vom Tod des Vaters überwunden. Es soll sich herausstellen, dass sich um diesen tragischen Todesfall noch ein Familiengeheimnis rankt.

Die Autorin und Regisseurin Stefanie Sycholt weiß, wovon sie in „Die Löwin“ erzählt. Die Tochter deutscher Eltern ist in Südafrika aufgewachsen. Bis zu ihrem 25. Lebensjahr hat sie das Land nicht verlassen. Die große Sehnsucht des Menschen nach dem Paradies, in dem er friedlich mit den Tieren zusammenlebt, ist für sie mehr als ein Mythos. Sie hat an diesem Paradies geschnuppert. Umso enttäuschender, dass das ZDF Sycholt diese an sich hoch spannende archaische Geschichte von Löwen und Menschen, von wilder Natur und „degenerierter“ Kultur auf dramaturgisch ausgetrampelte Art und Weise erzählen muss. Ohne die „Schatten der Vergangenheit“ geht es mal wieder nicht, ohne das 999. Familiengeheimnis, ohne eine hanebüchene Liebesgeschichte als ein Schwur aus der Kindheit. Nichts gegen Melodram – aber dann sollte man die gigantische Landschaft Afrikas auch visuell nutzen. Offenbar stand hier aber die Autorin Sycholt der Regisseurin Sycholt im Weg. Vielleicht reißt die Endfassung des Films (es stand nur eine Rohfassung zur Verfügung) noch etwas heraus. Sicher hätte ein etwas höheres Produktionsbudget dem Projekt nicht geschadet.

Die LöwinFoto: ZDF / Swan / Biccari
Kleine Enttäuschung: Silke Bodenbender (und Kai Schumann) in Stefanie Sycholts Melo-Melodram „Die Löwin“. Ganz OBEN: Na, Clarence, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt?

Eine andere Variante wäre gewesen, das Drama der Geschichte stärker zu betonen – aber für ein Konversationsstück unter afrikanischer Sonne geben der Stoff und vor allem die Charaktere einfach zu wenig her. Außerdem fehlen der Geschichte jeglicher magisch-metaphorische Subtext und eine universale Note. „Ich will keine Frau werden“, jammert da in einer Rückblende die Heldin, die ihre Periode bekommt. Das aus dem Slip gewaschene Blut korrespondiert allenfalls mit dem Blut des getöteten Vaters – vertieft wird der Gedanke von der Entfremdung des Erwachsenen vom „Natürlichen“ nicht. Sycholt kann sich nicht entscheiden zwischen Melodram und Drama. „Die Löwin“ hängt irgendwo im nirgendwo. Das überträgt sich auch auf Hauptdarstellerin Silke Bodenbender, die in ihrem Spiel hin und her gerissen scheint zwischen den Tonlagen: mal agiert sie „realistisch“, beiläufig, wie es ihre Stärke ist, mal verfällt sich ins „überzogen“ Melo-Dramatische. Fazit: Tierfreunde und Löwenfans dürften bei dem Film den größten Gewinn haben. (Text-Stand: 20.12.2011)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Silke Bodenbender, Kai Schumann, Bernhard Schir, Ulrike Kriener, Gottfried John, Yonda Thomas, Ian Roberts, Nicky Rebelo

Kamera: Giulio Biccari

Schnitt: Karola Mittelstädt

Produktionsfirma: Moovie

Produktion: Oliver Berben, Sarah Kirkegaard

Drehbuch: Stefanie Sycholt

Regie: Stefanie Sycholt

Quote: 4,38 Mio. Zuschauer (12,3% MA)

EA: 02.01.2012 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

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Kontoinhaber: Rainer Tittelbach