Walter Sittler gibt zum zweiten Mal als deutscher Botschafter in Sambia den korrupten schwarzafrikanischen Politikern einen Grundkurs in mitteleuropäischer Moral. Diplomatisches Feingefühl ist gefragt bei der Abwicklung eines großen Kupferminen-Deals, bei dem er zwischen deutschen, französischen und asiatischen Unternehmen vermitteln muss. Und über seine engagierte Tochter Lilly erfährt er, dass der Kampf um „das weiße Gold Afrikas“ wieder entbrannt und dass eine Gesetzesänderung geplant ist, die den Verkauf von Elfenbein legalisieren soll. Das hieße: die Elefanten wären in Sambia bald ausgestorben. Als intrigante Drahtzieherin in beiden Fällen erweist sich eine attraktive Dame aus der Sambischen Regierung, der alle Mittel recht sind, um Botschafter Sebastian Gerber zu den „richtigen“ Entscheidungen zu drängen. Als Lilly zur persona non grata erklärt wird und weiterhin gegen die Wilderer vorgeht, spitzt sich die Lage zu – und Gerber muss sich etwas einfallen lassen. Etwas Kreativeres als den Ring im Dessert als Heiratsantrag für seine große Liebe Karen.
Wirkte der Einstieg in die lose ZDF-Reihe um den deutschen, nicht immer regelkonformen Botschafter vor zwei Jahren noch reichlich bemüht und in seiner dramaturgischen Anlage umständlich, kann es in „Die Jagd nach dem weißen Gold“ schneller zur Sache gehen. Vater, Tochter und Geliebte haben sich gefunden – und die Autoren können drauflos plotten. Alles zwischen Luxus-Lodge, Elfenbein-Schmuggel, Industrie- und Handelskammer bleibt im Rahmen eines abenteuerlichen Unterhaltungsfilms, der seine Themen so oberflächlich anreißt, dass einem zumindest kein ernsthafter kolonialistischer Gestus aufstößt, der bei so vielen TV-Filmen über den schwarzen Kontinent mitschwingt. Als Spannungsfilm ist Sigi Rothemunds Sittler-Vehikel ebenso stereotyp & überraschungsarm wie wirkungsvoll. Letzteres liegt vor allem an den Hauptdarstellern. Wer sonst als Walter Sittler könnte diesen Diplomaten spielen – ein wenig steif und locker liberal zugleich, dazu mit einer wunderbar natürlichen Autorität ausgestattet. Auch Susanne Bormann („Die letzte Spur“) als engagierte Tierschutzexpertin verleiht der einigermaßen konturlosen Funktionsfigur recht lebhafte Züge.
Und Katharina Abt korrespondiert wunderbar mit Sittler und gibt ihrer Rolle der aufopferungsvollen Ärztin, die nie nur die Frau an seiner Seite spielen wird, viel sympathisch selbstverständliches Selbstvertrauen mit auf dem Weg zum Happy End. Gottlob haben ihr die Autoren keine faden Eifersuchtsszenen ins Drehbuch geschrieben. Da räkelt sich der Sambische Sexy-Vamp im Schaumbad und Karen kriegt nur das große Grinsen und beißt kraftvoll in ihren Apfel: „Lecker, willst du mal beißen?! Ich liebe dich.“ Es sind diese kleinen, feinen Zwischentöne, die Chemie zwischen den Figuren/Schauspielern, aber auch eine Szene wie die, in der der Held mit Satellitentelefonhilfe eine Landmine entschärft, die einen milde stimmen lassen. Dennoch: diese „Jagd nach dem weißen Gold“ mit ihrem missionarischen Wohlfühleifer wäre sonntags im ZDF besser platziert. (Text-Stand: 10.5.2012)