Familie Fuchs muss sich verkleinern. Aus dem Haus mit Garten geht es in ein Hochhaus in der Stadt. Der allein erziehenden Alexandra steht das Wasser bis zum Hals; mit ihren Erfindungen hat sie in den letzten Jahren nicht den erhofften Erfolg gehabt. Darüber ist nicht nur die Firma mit dem Vater ihrer Kinder, Moritz (11) und Julie (18), pleite gegangen, sondern auch ihre Ehe gescheitert. Um aus dem Gröbsten herauszukommen, arbeitet sie in einer Reinigung und putzt sogar für eine alte Schulfreundin. Als sie mit ihrem „Haltbarkeitsmesser“ für Küche und Kühlschrank mal wieder bei möglichen Investoren auf taube Ohren stößt, hat sie von ihren Erfindereien endgültig die Nase voll. Selbst als sie erfährt, dass der Mann, mit dem sie zwei Mal ausgegangen ist, Geschäftsmann Gregor Sand, der vor zwei Jahren wenige Tage vor der Hochzeit seine Zukünftige durch einen Unfall verlor, in der Patent-Branche arbeitet, macht sie einen Rückzieher. Zu viel Gefühl für die Frau, die so cool tönt: „Ich bin mit Männern durch!“?! Gut, dass Alexandras Kinder clever sind und nicht lockerlassen.
Ähnlich wohlgeraten wie die Kinder des Stehauf-Frauchens ist auch dieser ARD-Freitagsfilm. Alltag ist zum Bewältigen da, und Familie ist selbst in der Rumpfvariante ein Modell mit emotionaler Zukunft. Simone Thomallas Alexandra wird zwar gebeutelt vom Leben, bleibt aber dennoch eine moderne Bilderbuchmutter. Und weil es für sie die natürlichste Sache der Welt ist, für ihre Kinder da zu sein, sind diese am Ende auch da für sie. Die 18-jährige Tochter, wunderbar quirlig gespielt von Paula Schramm, hat zwar zwischenzeitlich andere Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft und schmeißt heimlich die Schule, doch plötzlich geht ihr ein Licht auf. Aber auch bei der Mutter macht es klick, als sie durch Zufall das große Tanztalent ihrer Tochter entdeckt. Beide haben Visionen, beide haben eine große Leidenschaft. Und der Mann im Bunde (vielschichtig: Ulrich Noethen) hat eine Erfahrung machen müssen, die Leiden schafft und an der er immer noch schwer trägt. Auch ihm geht ein Licht auf.
Foto: Degeto / Christiane Pausch
„Die Erfinderbraut“ kommt nicht mit dem Anspruch daher, Familienverhältnisse und Liebesbeziehungen realistisch nachzuzeichnen, der Film spiegelt vielmehr eine Wunschprojektion und er gibt gleichzeitig ein „Vorbild“ für häuslichen Frieden: es kann nicht schaden, etwas mehr aufeinander Rücksicht zu nehmen. Angenehm beiläufig kommt diese kommunikative Botschaft des Films herüber. Vordergründig will der Film „nur“ unterhalten – aber auch das macht er mit einem sympathischen und alltagsnahen Gestus. Wenn alle Welt wie im wahren Leben auch in Filmen immer mehr mit Handy & Web zugange ist, weshalb dann nicht – wie es hier passiert – Ebay und YouTube beim Namen nennen. Auch denen, die Komödien-Konstruktionen wie diese gerne kritisieren, weil das ganze Personal durch Zufall etwas miteinander zu tun hat, nimmt Autorin Natalie Scharf den Wind aus den Segeln, indem sie die Heldin Sätze sagen lässt wie: „Ist das ein bescheuerter Zufall!“. Umgekehrt verzichtet Scherf darauf, auf dem dramaturgisch abgenutzten Mittel des Missverständnisses längere Handlungsbögen aufzubauen. Dafür sind die Figuren, Mutter, Tochter, potenzieller neuer Freund, einfach zu eigenständig, zu charakterstark. Fazit: „Die Erfinderbraut“ ist eine gelungene Alltagskomödie mit hübschen Ideen und gutem Flow. (Text-Stand: 19.12.2012)