„Schwiegersohn gesucht“ wäre der treffendere Titel für die Komödie „Die Eltern der Braut“ aus dem Jahr 2003, die auch heute noch ein hübscher Zeitvertreib ist. Die Handlung ließe sich in wenigen Sätzen zusammenfassen, ist aber im Detail überraschend komplex, weil Drehbuchautorin Mónica Simon die Geschichte immer wieder um kurzweilige Nebenstränge bereichert. Der Film beginnt zwar mit einer Hochzeit, doch es heiratet mitnichten die Titelbraut, sondern ihre Cousine. Die wird zwar später für eine entscheidende Wendung sorgen, spielt zunächst aber keine Rolle. Auf der Feier allerdings lernt das vor drei Jahren geschiedene Ex-Ehepaar Charlotte und Victor Hansen (Peter Sattmann, Gaby Dohm) den zukünftigen Schwiegersohn kennen: Sven (Misel Maticevic) ist Geschäftsführer eines Nachtclubs und passt mit seinen flotten Sprüchen zur Honoratiorenwelt der Hansens, einem alteingesessenen Hamburger Traditionsunternehmen, wie die Faust aufs Auge. Tochter Sandra (Chiara Schoras) ist dennoch überzeugt, den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Mutter Charlotte hält Sven jedoch für einen Mitgiftjäger, und in der Tat hat Sandra einiges zu bieten: Als ihr Ehemann würde Sven automatisch 25 Prozent der Firmenanteile bekommen. Aus ihrer Sicht bleibt Charlotte nichts anderes übrig, als einen geeigneteren Schwiegersohn zu suchen.
Den Rest kann man sich denken, aber trotzdem ist es vergnüglich anzuschauen, wie die diversen Kandidaten aus unterschiedlichsten Gründen scheitern: Die einen disqualifizieren sich von selbst, andere sind ein einziges Missverständnis, Charlottes Favorit entpuppt sich als schwul, und ein Heiratsschwindler ist auch dabei. Zwischenzeitlich gibt Sandra ihrem Sven ohnehin den Laufpass: Der Mann ist tatsächlich der Hallodri, für den ihn Charlotte hält, und hat sich an Sandras Cousine rangemacht. All das tritt aber nach und nach ohnehin fast in den Hintergrund, denn der erste Teil des Titels hat völlig seine Berechtigung: Charlotte hat sich damals von Victor getrennt, weil der eine Affäre mit der Hausanwältin hatte; tatsächlich aber liebt sich das geschiedene Paar immer noch, und bei der gemeinsamen Schwiegersohnsuche kommt es sich wieder ziemlich nahe. Victor hat zwar einen Nebenbuhler, aber, bei allem Respekt: Gegen Peter Sattmann hat der ebenso charmante wie stämmige Jochen Senf keine Chance. Selbst eine gemeinsam verbrachte Nacht ändert jedoch nichts an Charlottes Misstrauen, zumal sie Victor schon wieder im innigen Austausch mit der Juristin beobachtet.
Dass die beiden alten Hasen Dohm und Sattmann dieses Hin und Her glaubwürdig spielen können, steht außer Frage; gerade Sattmann stattet seinen Victor zudem mit vielen kleinen Gesten aus, die den Mann sehr sympathisch machen. Christine Hartmann, mittlerweile eine äußerst gefragte Krimiregisseurin, hat den Film für damalige Degeto-Verhältnbisse ohnehin recht flott inszeniert. Schnittmeister war Andreas Herzog, der wenige Jahre später eine äußerst erfolgreiche Karriere als Regisseur eingeschlagen hat (mehrfach „Unter Verdacht“, die beiden „Metzger“-Krimis). Interessant ist ein Wiedersehen mit älteren Filmen wie „Die Eltern der Braut“ nicht zuletzt auch wegen jener Schauspieler, die zum Zeitpunkt der Produktion noch am Beginn ihrer Karriere standen: Maticevic hatte im Jahr zuvor seinen Durchbruch mit „Hotte im Paradies“, Schoras den ihren mit „Vaya con Dios“. Gerade sie wirkt noch sehr jung, sehr frisch und sehr vielversprechend; Maticevic dagegen besaß schon damals die Präsenz, die ihn heute zu einem der interessantesten deutschen Schauspieler macht.
Unterm Strich eine sehenswerte romantische Komödie, die deutlich macht, dass altmodisch nicht gleichbedeutend mit altbacken sein muss. Zwei beiläufige Details zeigen allerdings, wie alt der Film tatsächlich ist: Die Hochzeit zweier Männer war vermutlich eine der ersten „Homo-Ehen“ in einem deutschen Fernsehfilm; und der HSV spielte noch im Europapokal.