Ein Mann streichelt die Hand, die die Waffe auf ihn richtet. Ein Bild, bedeutungsvoll und sinnlich zugleich. In ihm kristallisiert sich der Konflikt eines korrupten Polizisten, der hin- und hergerissen ist zwischen Herz und Verstand. Thomas Kretschmann spielt ihn in dem bemerkenswerten Sat-1-Movie „Der Tod in Deinen Augen“ von Genrefilmer Michael Rowitz.
Die Geschichte beginnt mit Laura, einer schwerhörigen Künstlerin, die Lippenlesen kann. In einem Restaurant erfährt sie so von einem geplanten Mord. Bulle Billy merkt sofort, dass es sich bei einem der Männer um seinen „Freund“ Helmut Reiger handeln muss, ein nach außen seriöser Geschäftsmann, der mit den Größen des internationalen Verbrechens gute Geschäfte macht. Er hat dem Polizisten einst ein Alibi verschafft. Der versorgt ihn seither mit Infos. Mit Mord aber will Billy nichts zu tun haben. Bald häufen sich die Leichen, auch die schöne Laura, in die sich der nicht weniger attraktive Polizist verliebt, steht auf der Abschussliste
Ein Spiel, das der Held nur verlieren kann. Die Freundin ist zugleich Feindin, die sein Leben zerstören kann. Ein unauflösliches Paradox, das den Reiz an der Story von Michael January und Benjamin Parmentier ausmacht. Aber auch an der Oberfläche weiß dieser Thriller, der zugleich eine Love-Story ist, zu gefallen. Dunkle (Treppen-)Häuser, gefährliche Bootsfahrten auf der Elbe, konspirative Treffs auf Hochhäusern, Showdown am Hamburger Freihafen – das sieht alles sehr gut aus und ist dynamisch und dicht inszeniert. Und Schauspieler wie Thomas Kretschmann („Ich liebe den Mann meiner Tochter“), Walter Kreye („Reporter“) und Dominique Horwitz („Trickser“) sind stets eine sichere Bank.
Foto: Sat 1
Emotional aber trägt Shooting-Star Aglaia Szyszkowitz den Film. Sie ist 31, talentiert und hat das vielleicht entwaffnendste Lächeln unter den derzeitigen Jungdarstellerinnen. Über ihre Rolle sagt sie: „Lauras Stärke ist, dass sie ihr Leben mit viel Kraft und Fröhlichkeit meistert. Ihre Schwäche ist ihre Gutgläubigkeit, ihre Naivität, ihre Arglosigkeit.“ Die Schwerhörigkeit der Figur färbt auch auf ihre Psyche ab und ist als spannungsforcierendes Moment nicht unwichtig für die Dramaturgie. Zur Vorbereitung der Rolle hat Aglaia Szyszkowitz mit einer Lehrerin für Gebärdensprache gearbeitet. „Allein durch den Kontakt zu ihr konnte ich ein Gefühl für die Welt der Schwerhörigen entwickeln“, sagt sie. (Text-Stand: 16.3.1999)