Gerade noch ächzte der Mittfünfziger Franz unter seiner Bestseller-Autorin Hannah, da macht er plötzlich große Augen am Sterbebett seiner Frau. „Hast du mich je betrogen?“, will sie wissen. „Nein!“, entgegnet er entrüstet. „Aber ich“, flüstert sie. Das war’s. Exitus. Jetzt steht er da, der Cheflektor, rasend vor Eifersucht, gestresst davon, dass es einen gibt, der ein besserer Liebhaber ist als er, und er nicht weiß, wer es ist… Die ersten 30 Minuten von „Der Tiger oder Was Frauen lieben!“ lebten von der absurden Egozentrik eines schrecklich lächerlichen Mannes. Klamaukiges Aneinandervorbeireden traf auf Lubitsch-Touch und auch Loriot ließ grüßen. Später dann versuchte Autor-Regisseur Niki Stein, Italo-Western, Blake Edwards und die Coen-Brüder in ein (kino)verrücktes Komödien-Szenario zu packen, das sich so wohl noch nie ein Filmemacher fürs deutsche Fernsehen getraut hat. Wo gab es schon mal eine 17-minütige Albtraumsequenz!? Das war schön schräg, kippte nie ins Versöhnliche und zeigte somit konsequenter als viele so genannte „Beziehungskomödien“, warum es so läuft mit der Liebe, wie es läuft: Egomanie allerorten, Gefühllosigkeit, Missverständnisse. Herbert Knaup war köstlich, Ben Becker proletkultig und diese TV-Groteske, die Verfilmung eines Minderwertigkeitskomplexes, bis auf einige Längen im Mittelteil ein traumhaftes Vergnügen.
Foto: HR / Renate von Forster
Es beginnt als Klamotte, wird zum Drama und endet als Klamotte. Das ist teils pietätlos, öfter aber witzig – Letzteres vor allem dank des launigen Spiels von Knaup und Becker. Ganz was Neues: ein Tragiklamauk. (TV-Spielfilm)
Niki Stein zeigt in der HR-Produktion „Der Tiger oder Was Frauen lieben!“ eine Gratwanderung zwischen Groteske, Klamotte und Überresten eines Familien-Melodrams. Ungefähr im Verhältnis 4/8 zu 3/8 zu 1/8. Oder ist etwa auch der klampfende Sohn bei der Trauerfeier ein Witz? Es ist nicht auszuschließen, und wer es nicht derb mag, kann Stein nicht einmal vorwerfen, undeutlich zu bleiben. „Der Tiger“ nimmt sich das Recht heraus, in der Schwebe zu bleiben. Auch um den Preis, dass man ihn kaum turbulent nennen kann. Ach, ist das schön, wenn ein lustiger Film kaum turbulent zu nennen ist. (Frankfurter Rundschau)
Es ist eben alles eine Frage des Timings, besonders in Komödien. Niki Stein ist in den vergangenen 20 Jahren bisher nicht als Autor und Regisseur komischer Stoffe in Erscheinung getreten. Eigentlich schade, wenn man zumindest weite Strecken seines Fernsehfilms „Der Tiger oder Was Frauen lieben!“ zum Maßstab nimmt. Das ewige Spiel zwischen Männern und Frauen, die an Liebe, Sex und Treue scheitern, treibt Stein mit Vergnügen ins Groteske. Manchmal darf es auch etwas klamaukig sein, warum nicht, wenn so eine urkomische Darstellerin wie Susanne Lothar vor der Kamera steht. (Thomas Gehringer: Tagesspiegel)