Familie Herrlich steht vor allerhand Bewährungsproben. Zuerst brennt der Kindergarten ab, dann verliert der Papa seinen gut bezahlten Job als Produktmanager, und eine neue Stellung ist nicht in Sicht. Also muss der Betriebswirt zwischenzeitlich zum „Kindergärtner“ umsatteln, derweil die Gattin beruflich durchstartet. Doch wer sich zu fein fürs Arbeitsamt ist und Rechnungen verschwinden lässt, weil sie ihn depressiv machen, der sieht sich bald in der Schuldenfalle. Und wo der Gerichtsvollzieher dreimal klingelt und das Selbstwertgefühl im Keller ist, da hängt trotz Liebe der Haussegen bald schief.
Was Arnold Schwarzenegger und Eddie Murphy konnten – das kann Walter Sittler schon lange. Kochen, Windeln wechseln, mit Kindern toben, tollen und spielen und auch mal eines beim Kindergartenausflug vergessen. “Der Mustervater” schlägt aber nicht nur Kapital aus der amüsanten Verkehrung der landläufigen Geschlechterrollen – der Film von Dagmar Hirtz und Silke Zertz besticht durch seinen hohen Wiedererkennungswert. Bei aller dramaturgischer Grobkonstruktion wird hier Alltag zur Richtschnur für einen sympathisch unschuldigen TV-Realismus, der sich am nachhaltigsten im authentischen So-Sein der Kinder spiegelt.
Die Kiddies zwischen zwei und sieben Jahren spielen unter der umsichtigen Regie von Hirtz keine Charaktere, sie werden statt dessen fast dokumentarisch in kindlich-komischen Spielsituationen gefilmt. Realitätsnah auch die Dialoge, die Konflikte, die nie künstlich wirken, und die bitteren Gedanken des arbeitslosen Helden, den der dreifache Familienvater Sittler mit Spaß und den richtigen Zwischentönen spielt. Zum guten Gesamtbild gehört auch die Besetzung der Ehefrau mit Claudia Michelsen. (Text-Stand: 10.2.2004)