Der Kommissar und das Meer – Sommerzeit

Walter Sittler, Anno Saul, Piper/Petersen. Düsterer Krimi vor lieblicher Landschaft

Foto: ZDF / Christine Schroeder
Foto Tilmann P. Gangloff

Auch in der vierten Episode der ZDF-Reihe „Der Kommissar und das Meer“ gelingt die Kombination aus nordeuropäischer und deutscher Krimitradition recht ansehnlich. Die Todesfälle in „Sommerzeit“ ereignen sich aus buchstäblich heiterem Himmel und treiben den Kontrast zwischen vermeintlicher Schauplatz-Idylle und grausamem Verbrechen auf die Spitze. Dank Bildgestaltung, Regie und einer Romanadaption, die den Stil der Vorlagen respektiert, aber auch einen eigenen findet, ein dicht erzählter, sehenswerter Krimi.

Mit der Reihe „Der Kommissar und das Meer“ versucht das ZDF erfolgreich, die beiden Stile zu vereinigen: hier die gelassene Erzählweise der Nordeuropäer, die ihre grausamen Morde gern vor idyllischem Hintergrund begehen lassen; dort die deutsche Tradition des Kommissars als emotionales Zentrum der Geschichte. Walter Sittler passt als eingeheirateter Ermittler perfekt in dieses Ensemble aus Landschaft, Meer und Verbrechen, zumal Hauptkommissar Robert Anders im Gegensatz zu seinen meisten deutschen Kollegen als Refugium eine Familie hat. Dass die Schwedin Mari Jungstedt ihre Romane ausgerechnet auf dem malerischen Gotland angesiedelt hat, ist ähnlich perfide wie die Idee, die schöne Bodenseeregion zum „Tatort“ zu machen; bei den ZDF-Krimis aus Schweden kann der SWR allerdings lernen, wie man den Kontrast zwischen Schauplatz und Verbrechen auf die Spitze treiben kann.

Auch in „Sommerzeit“ ereignen sich die Todesfälle aus buchstäblich heiterem Himmel. Die verschiedenen Gewalttaten haben jedoch eine Vorgeschichte: im Prolog tummeln sich zwei Schwestern, beide um die 15 Jahre alt, am Strand. Sie feiern den Geburtstag des älteren Mädchens mit viel Alkohol; am nächsten Tag wird es tot aus dem Meer gefischt. In einer Einstellung von schockierender Brutalität nimmt sich kurz drauf der Vater der beiden das Leben: Man sieht von hinten, wie er sich die Pistole an die Schläfe setzt, abdrückt und zur Seite kippt – der Blick wird frei auf die entsetzte Tochter, die den Suizid mit ansehen musste.

Viele Jahre später sucht Anders nach dem Mörder eines Sprengmeisters. Der Tote war, wie sich zeigt, morphiumsüchtig, und hat das Schmerzmittel offenbar auch in großem Stil geschmuggelt. Sein Kompagnon ist ein Arzt, der seine Patienten vorsätzlich in die Abhängigkeit getrieben hat. Kurz drauf ist der Doktor allerdings ebenfalls tot, und Anders steht vor einem Rätsel, bis ihm endlich ein Licht aufgeht: Dem Arzt kam er auf die Schliche, weil er im Besitz des toten Sprengmeisters einen alten Schnappschuss gefunden hatte. Das Foto zeigt die beiden Männer, die nun tot sind. Aber wer hat es aufgenommen? Dank Bildgestaltung (Natalie Wiedemann), Regie (Anno Saul) und einer Romanadaption (Henriette Piper, Peter Petersen), die den Stil der Jungstedt-Vorlagen respektiert, sich aber trotzdem von den Büchern emanzipiert, ist auch „Sommerzeit“ ein dicht erzählter, sehenswerter Krimi. Die Zwischenspiele mit Anders’ Mutter (Nicole Heesters), die jahrzehntelang kaum Kontakt zu ihrem Sohn hatte, dienen zwar nicht der Wahrheitsfindung, sorgen aber für heitere Momente, in denen der Krimi neue Spannung aufbaut.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

ZDF

Mit Walter Sittler, Sólveig Arnarsdóttir, Andy Gätjen, Paprika Steen, Sven Gielnik, Charlotte Lüder, Frida Hallgren, Inger Nilsson, Nicole Heesters, Rune Temte

Kamera: Nathalie Wiedemann

Szenenbild: Andreas Rudolph

Musik: Fabian Römer

Produktionsfirma: Network Movie

Drehbuch: Henriette Piper, Peter Petersen

Regie: Anno Saul

EA: 19.12.2008 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach