Mundart im Ersten – das geht schon lange nicht mehr. Franz Xaver Bogner, den Autor-Regisseur von Kultserien wie „Irgendwie und sowieso“, „Café Meineid“ oder „Zur Freiheit“, stört das nicht. „Wenn meine Serien im Bayerischen Rundfunk laufen, muss ich wenigstens die Sprache betreffend keine Kompromisse machen – das heißt, es wird richtiges Bairisch gesprochen und kein Salon-Bayerisch.“ Einhören muss man sich schon als Nicht-Bayer in den neuen Serien-Streich Bogners. Auch der dem Landstrich eigene Erzählrhythmus und die szenische Anmutung mit dem Mut zur gewitzten Langsamkeit (um das Riesenpersonal vorstellig zu machen) ist nicht gerade ästhetisch innovativ, aber es ist gutes Fernsehen: 25-Minüter ohne Zopfdramaturgie und Soap-Anleihen, gebaut wie ein modernes Volksstück.
In „Der Kaiser von Schexing“ steht das Rathaus einer fiktiven Gemeinde in der bayerischen Provinz im Mittelpunkt des Geschehens. Der neue Bürgermeister war Wunschkandidat des Kämmerers, der gern die Strippen ziehen würde. Doch Andreas Kaiser, „der Meister der Bürger“, will keine Marionette im „Kasperlamt“ sein. „I bin do da Burgermoaster, und wenn i wos wui, dann kriag i des.“ Mit solchen Sätzen verschreckt er die Beamten, während Kaiser mit seinen unbürokratischen Alleingängen bei den Bürgern immer beliebter wird.
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Nach dem Gerichtssaal in „Café Meineid“ und der Polizeiwache in „München 7“ hat sich Bogner nun ein Rathaus vorgenommen, um die bayerischen Kommunalpolitiker ein bisschen aufs Korn zu nehmen. „Mir geht es um die kleinen Geschichten, die Intrigen und den Nachbarschaftsstreit“, betont er. So hinterfotzig es bisweilen auch zugehen mag – Bogner sucht einmal mehr das Gute im Menschen. Dabei wird er nicht immer fündig, untermauert aber seine Haltung, dem Menschen wohlwollend zu begegnen, ohne dass es krachledern menschelt. Sein Held ist, wie er selbst sagt, „ein liebenswerter Chaot und ein lustvoller Verlierer“. Einen Jux will er sich also auch machen mit der Serie vom „Kaiser von Schexing“.
In der Hauptrolle als Bürgermeister mit kindlichem Gemüt, Kurt-Beckscher-Zementfrisur und auch dessen Körperfülle brilliert Dieter Fischer, der bislang nur in Nebenrollen in Erscheinung trat. An seiner Seite ein Ensemble aus unbekannten Gesichtern und bayerischen Urgesteinen wie Enzi Fuchs, Michael König, Jockel Tschiersch oder Gerd Anthoff. Letzterer ist auch außerhalb der blauweißen Landesgrenze ein Garant für doppelbödig grantelnden Biss. Anthoff ist seit Jahren der Gegenspieler von Senta Berger in der Krimi-Reihe „Unter Verdacht“. Er ist der Inbegriff des Ausgefuchsten und Idealbesetzung als graue Eminenz im Rathaus.