Gregor Ehrenberg (Dieter Pfaff) ist Anwalt in Hamburg. Einer der besten. Doch je mehr seine Anwaltskanzlei florierte, desto mehr wurde er zu einem Verteidiger der Erfolgreichen. Mit Mitte 50 besinnt er sich, will zurück zu seinen Anfängen, will sich wieder um Menschen kümmern, die es schwer haben, sich im Großstadt- und Gesetzes-Dschungel zurecht zu finden. Von heute auf morgen steigt er aus, lässt alle Großkunden hinter sich, um vom Altonaer Kiez aus für soziales Recht zu sorgen. Mit seinem beruflichen Neuanfang einher geht, dass er auch seine Frau Christina (Gisela Schneeberger) verlässt. Er hat keine andere, sieht nur einen anderen Lebenssinn, den er mit ihr nicht verwirklichen kann.
Diesen Aussteiger Gregor Ehrenberg kann eigentlich nur Dieter Pfaff spielen. Nach seinem komischen Krimi-Sidekick Otto im „Fahnder“ verlegte er sich in seinen Nichtkrimi-Rollen auf Neuanfangsgeschichten: in „Bruder Esel“ verliebte er sich als Mönch in eine Frau mit drei unehelichen Kindern, in „Unser Pappa“ verkaufte er seine Arztpraxis, um Bauer zu werden und in „Bloch“ ist er seit drei Jahren auf dem Sprung aus der Lebenskrise. Zu diesen Projekten hatte Pfaff die Idee. Auch die neue Anwaltsserie, die die Lücke, die einst „Liebling Kreuzberg“ in Sachen Serie mit gesellschaftlicher Bodenhaftung gerissen hat, schließen könnte, entstammt Pfaffs Phantasie. „Ich habe wieder mehr Lust, meine komödiantischen Fähigkeiten zu zeigen“, sagt der gebürtige Dortmunder. Wichtig waren ihm aber auch die Storys. „Es wird Zeit, soziale Geschichten zu erzählen, die Geschichten der sogenannten ‚kleinen Leute’.“ Denn Recht haben ist nicht immer Recht bekommen.
Pfaff bleibt auch in „Der Dicke“, so der selbstironische Serien-Titel, ein guter Mensch und mehr noch als im „Sperling“ ein Hans Dampf in allen Problem-Zonen der Gesellschaft. Natürlich bleibt das alles im Rahmen des ARD-Serienplatzes am Dienstag, wo sonst Halbgötter in Weiß und Schwestern in Schwarz ein Millionenpublikum finden. Mit Humor und Lebenslust (für beides ist die quirlige Sophie Dal zuständig) versucht die von Thorsten Näter geschriebene und von Regisseuren wie Thomas Jahn („Knocking on Heaven’s Door“) inszenierte Serie die vermittelte Moral nicht zu aufdringlich werden zu lassen. Denn anders als Manfred Krugs arbeitsscheuer Anwalt Liebling setzt Ehrenberg bewusst auf soziale Verantwortung. Das entspricht Dieter Pfaffs Credo: „Wir leben in einer amoralischen Zeit, in der Werte über Bord geworfen werden, die ich nicht über Bord werfen kann.“