Der Barcelona-Krimi – Brennendes Land

Clemens Schick, Anne Schäfer, Matthias Habich, Andreas Kleinert. Das Geschäft mit der Dürre

Foto: Degeto / Lucia Faraig
Foto Tilmann P. Gangloff

Erst sorgen die Wasserwerke dafür, dass die Bauern ihre Felder und Plantagen nicht mehr wässern können, dann kaufen sie ihnen das Land zu einem Spottpreis ab: Der zehnte „Barcelona-Krimi“, „Brennendes Land“ (Degeto / Sommerhaus), erzählt eine interessante Geschichte, ist aber wie schon der letzte Film aus Katalonien allzu spannungsarm inszeniert. Gerade die wichtigen weiblichen Figuren wirken zudem ziemlich ausgedacht und wenig überzeugend. Der Look, ganz besonders das Western-Licht, ist allerdings sehenswert.

Ein Unternehmen gräbt den Menschen das Wasser ab, um es ihnen anschließend teuer zu verkaufen: Der Handlungskern des „Barcelona-Krimis“ erinnert an „Bottled Life“ (2012). In dem Dokumentarfilm geht es um das Geschäft mit dem Durst: In Pakistan und Nigeria hat Nestlé, der größte Lebensmittelkonzern der Welt, dafür gesorgt, dass ausgerechnet die Ärmsten der Armen kein Trinkwasser mehr haben, weil die Grundwasserpegel gesunken und die Brunnen versiegt sind; ihr Wasser müssen sie nun in Flaschen kaufen. Seit damals hat sich die Situation aufgrund des Klimawandels global verschärft. Die Aktualität des zehnten „Barcelona-Krimis“ ist also offenkundig; umso bedauerlicher, dass „Brennendes Land“ wie schon zuletzt „Wächter der Stadt“ unter erheblicher Spannungsarmut leidet.

Der Barcelona-Krimi – Brennendes LandFoto: Degeto / Lucia Faraig
Soap-Momente mit (Selbst-)Ironie? Die beiden Freundinnen Xenia Garcia (Sarah Hostettler) und Eva Boverla (Kathrin Wehlisch)

Die Bilder allerdings sind sehenswert: Andreas Kleinert und sein Stammkameramann Johann Feindt haben dem Film einen typischen Western-Look mit hellen, wie ausgebleicht wirkenden Farben gegeben. Die Hitze, die über Katalonien liegt, ist nicht nur sicht-, sondern förmlich spürbar. Ein wichtiger Schauplatz des Films ist eine ausgedörrte Olivenplantage, deren Besitzer, Miguel Garcia (Matthias Habich), seine Saisonarbeiter entlassen muss: In diesem Jahr wird es keine Ernte geben. Umso krasser ist der Kontrast zum satten Grün eines großzügig gewässerten Golfplatzes, auf dem sich zu Beginn zwei Paare tummeln. Einer der beiden Männer muss die Partie vorzeitig beenden, aber abends ist er offenbar noch mal zurückgekehrt, denn am nächsten Morgen entdeckt ein Mitarbeiter der Anlage seine Leiche. Ironie des Schicksals: Überall herrscht Trockenheit, doch der Anwalt ist ertrunken.

Hintergrund des Drehbuchs, das Kleinert gemeinsam mit Léonie-Claire Breinersdorfer und Paul Salisbury geschrieben hat, ist ein Plan, der an das Geschäftsgebaren von Nestlé erinnert: Die Wasserwerke von Barcelona, Baraqua, wollen eine riesige Entsalzungsanlage bauen, die ganz Katalonien mit Wasser versorgen könnte. Zu diesem Zweck braucht das Unternehmen aber jede Menge Land. Ohne Wasser sitzen Menschen wie Garcia buchstäblich auf dem Trockenen. Weil Baraqua wiederum genauso buchstäblich an der Quelle sitzt, ist die Vorgehensweise klar: Die Bauern werden in den Ruin getrieben und müssen ihren Grund und Boden notgedrungen zum Spottpreis verkaufen. Der tote Anwalt, Ernesto Quintana, hat früher für den Bauernverband gearbeitet, dann aber die Seiten gewechselt; Baraqua zahlt besser.

Der Barcelona-Krimi – Brennendes LandFoto: Degeto / Erik Steingroever
Überraschung: Xavi (Clemens Schick) hat ein besonderes Geschenk für Antoni (Renato Schuch). Ein Pluspunkt: der Look, das Licht

Diese Ebene des Films ist fast zwangsläufig ungleich interessanter als die eigentlichen Mordermittlungen, in deren Verlauf Xavi Bonet und Fina Valent (Clemens Schick, Anne Schäfer) zunächst auf Eifersucht als Mordmotiv tippen. Quintana, der erst bewusstlos geschlagen und dann im Teich ertränkt wurde, hatte ein Verhältnis mit der besten Freundin seiner Frau, und nun begibt sich die Geschichte in die Niederungen einer Soap. Sollte das Drehbuchtrio diesen Teil der Handlung ironisch gemeint haben, so ist davon zumindest nichts zu spüren: Witwe Xenia (Sarah Hostettler) ist der Star der täglichen Serie „Stürmische Zeiten“, dort spielt sie passenderweise eine betrogene Ehefrau. Ihre Freundin Eva Boverla (Kathrin Wehlisch) wiederum ist die Chefin von Baraqua.

Diese beiden Figuren wirken allerdings ziemlich ausgedacht und wenig überzeugend. Gleiches gilt für eine allzu inszenierte Befragung, in der sich Valent und Boverla wie Raubkatzen umschleichen. Der Witwe wiederum rückt die Kamera mitunter geradezu übergriffig allzu nah auf die Pelle. Wenig originell ist auch die Idee, einen Golfclub als Sinnbild für Überfluss und Verschwendung zu benutzen. Die Anlage gehört Boverla senior (Johannes Terne), und es wird niemanden überraschen, dass Vater und Tochter in miese Machenschaften verstrickt sind. Wer den Anwalt auf dem Gewissen hat, ist letztlich egal, und das ist für einen Krimi kein gutes Zeugnis, zumal Kleinert seinen zweiten Film aus Barcelona, freundlich formuliert, sehr entspannt inszeniert hat. Das Beziehungsgeplänkel zwischen Bonet und seinem Freund ist genauso überflüssig wie im letzten Film und nicht zu vergleichen mit den Szenen, in denen er und Valent dem verwitweten Chef (Alexander Beyer) Trost spenden.

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1 Antwort

  1. „Die Hitze, die über Katalonien liegt, ist nicht nur sicht-, sondern förmlich spürbar.“
    Nö.
    Eher im Gegenteil.
    Es ist zwar bis auf die letzte Szene immer sonnig und staubtrocken, aber mir wird in diesem Film zu viel in der (angeblich brütendheißen) Sonne gesessen, selbst der Hund des alten Ranchbesitzers (Matthias Habich) liegt nicht im Schatten mit seinem dunklen Fell.
    Niemand stillt den bei solcher Hitze allgegenwärtigen Durst aus mitgeführten Wasserflaschen, es gibt gerade mal zwei Schweißflecken: einer auf Xavi Bonets Brust, den anderen auf seiner Hinterseite. Allerdings auch nur in einer Szene. Vielleicht sieht man sie auch nur nicht, weil Jacken drüber getragen werden.
    Na ja gut, und hier und da perlt der Schweiß auf einer Männerstirn. Die Damen sind sämtlich schweißfrei und haben (von Schäfer abgesehen) sehr helle Haut, was daran liegen mag, dass sie sämtlich Mitteleuropäerinnen sind.
    Da hätten Maske, Requisiten und nicht zuletzt das Drehbuch mit kleinen Mitteln deutlich mehr Hitze verbreiten können.
    Ah, da fällt es mir ein: Sommerhitze ist übrigens auch nachts. Warum decken sich alle gut zu? Und warum steht Finas Lover David in einer Szene frierend (sagt seine Körpersprache) an der Tür?

    Ich erinnere an die erste Staffel von Marnow — da war es heiß!! Und das, obwohl die im sehr heißen Sommer spielende Serie bis in den November gedreht wurde (ich weiß nicht mehr, warum die Dreharbeiten sich so hinzogen). Einzig die Szene im dampfenden Swimmingpool des Hauptdarstellers ließ Zweifel an der dargestellten Jahreszeit aufkommen.
    In einem PR110 aus Rostock ist auch starke Sommerhitze das Thema (habe leider vergessen, wie die Folge heißt) und in einem Interview mit Sarnau und Hübner war zu erfahren, dass absichtlich darauf hingewiesen wurde, dass die Schauspieler auch an kühlen Drehtagen bitte viel Wasser trinken sollten.
    So geht Hitze!

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Reihe

ARD Degeto

Mit Clemens Schick, Anne Schäfer, Matthias Habich, Alexander Beyer, Sarah Hostettler, Kathrin Wehlisch, Louis Nitsche, Renato Schuch, Johannes Terne, Susanne Bredehöft

Kamera: Johann Feindt

Szenenbild: Oriol Puig Magriñá

Kostüm: Iria Franch

Schnitt: Gudrun Steinbrück

Musik: Daniel Michael Kaiser

Redaktion: Sascha Mürl, Katja Kirchen

Drehbuch: Léonie-Claire Breinersdorfer, Paul Salisbury , Andreas Kleinert

Regie: Andreas Kleinert

Quote: 4,53 Mio. Zuschauer (19,6% MA)

EA: 14.04.2025 10:00 Uhr | ARD-Mediathek

weitere EA: 17.04.2025 20:15 Uhr | ARD

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