Das unreine Mal

Franziska Petri, Heikko Deutschmann, Thomas Freundner. Ein Paar, ein altes Haus, ein Verbrechen

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Eine ungewöhnliche Geschichte erzählt der Fernsehfilm „Das unreine Mal“ von Grimme-Preisträger Thomas Freundner. Das archaische Abenteuer Nestbau flirtet mit Krimi & Mystery-Thriller und das Madonnengesicht Franziska Petri kämpft sich den Weg frei.

Susa und Bernd träumen von einem Haus im Grünen. Endlich haben sie das richtige Objekt für ihre bescheidenen Mittel gefunden. Man muss viel Phantasie haben, um zu erkennen, was man aus dem über 100 Jahre alten Haus machen kann. Das Paar hat diese Phantasie und auch reichlich Kraft für eine eigenhändige Vollsanierung. Doch was nach und nach über sie hereinbricht, ist selbst für die beiden Energiebündel zu viel. Zuerst erweist sich das Dach als marode, dann bricht Bernd in der Holztreppe ein und entdeckt so einen stattlichen Hausschwammbefall, bevor er eines Nachts nach einem ersten Kennenlernkampftrinken mit einigen Dorfbewohnern von der Leiter stürzt und sich einen Spitzhammer so ungeschickt in den Schädel rammt, dass er ins Koma fällt. Obwohl sich alles gegen die beiden verschworen hat – Susa will weiter machen, auch ohne Bernd.

Eine ungewöhnliche Geschichte erzählt der Fernsehfilm „Das unreine Mal“. Das archaische Abenteuer Nestbau flirtet mit dem Krimi. Vermutet man zu Beginn, hier werde das Thema „altes Haus frisst die Liebe auf“ leicht und alltagsnah variiert, stutzt man spätestens, wenn es heißt: „Habt Ihr euch mal Gedanken gemacht, was für Energien in so einem Haus stecken?“ Und als das junge Paar einen kleinen Schatz unter der kaputten Treppe findet, erinnert man sich an den Satz „Ihr kauft mit so einem Haus die ganze Vergangenheit mit.“ Denn das Geschmeide aus Silber ist teilweise mit Hakenkreuzen verziert. Wenig später erfährt die tapfere Heldin, dass sich der Vorbesitzer des Hauses im Dachstuhl aufgehängt hat. Und 30 Jahre zuvor soll dessen Tochter Opfer eines Triebtäters geworden sein.

Franziska Petri, die zerbrechliche Schauspielerin mit dem Madonnengesicht, als Frau zu sehen, die alleine Dächer deckt und die nach dem Krimiserienmotto „Mord verjährt nie“ dem Verbrechen von einst nachgeht – das hat wie die Geschichte einen besonderen Reiz. Heikko Deutschmann als Bernd hat da die weniger dankbare Rolle. Ein Mann, der zupacken will, der aber bald nur noch passiv mit sich und seinem Überleben zu kämpfen hat. So wie die Heldin nach der Geschichte gräbt, so gräbt der Regisseur drei Urgesteine des deutschen Films aus: den Synchron-Grandseigneur der alten Schule, Friedrich Schoenfelder, die Fassbinder-Muse Hanna Schygulla und die Wenders-Actrice Lisa Kreuzer.

Ob Handlung, ob Besetzung: „Ein merkwürdiger Film“, wie Freundner selbst sagt, „ein Film, den man nicht einem klassischen Genre zuordnen kann.“ Er probiert vieles aus, ist nie glatt, aber auch nicht richtig gelungen. „Der Film hat viele Thriller-Momente, ist zugleich ein Film über eine große Liebe und über ein großes Projekt, an dem bekanntlich viele Paare scheitern“, so Freundner. Nicht umsonst heißt es zu Beginn des Films, der seine Botschaften ein bisschen zu deutlich den Figuren in den Mund legt: „Wer ein solches Haus kauft, kauft die Scheidungsgarantie gleich mit.“

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Fernsehfilm

HR

Mit Franziska Petri, Heikko Deutschmann, Lisa Kreuzer, Hanna Schygulla, Friedrich Schoenfelder, Dieter Bellmann, Bernd Stegemann

Kamera: Armin Alker

Szenenbild: Karoly Pakozdy

Schnitt: Stefan Blau

Musik: Joachim von Gerndt

Produktionsfirma: Hessischer Rundfunk

Drehbuch: Thomas Freundner

Regie: Thomas Freundner

EA: 27.12.2006 20:15 Uhr | ARD

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