Der Film „Das siebte Foto“ von Jörg Lühdorff knüpft an die kleine Polit-Thriller-Tradition von ProSieben an („Das Phantom“) und erzählt eine ziemlich verzwickte Geschichte, in der ein Kinderbuchautor einen Mord aufklärt, der 35 Jahre zurückliegt. Sein Neffe findet einen alten Fotoapparat russischer Bauart. Neugierig lässt Lenny die Fotos entwickeln. Sie zeigen Bilder aus dem „Prager Frühling“, jener Revolution im Jahr 1968, die von russischen Panzern niedergewalzt wurde. Lenny gibt eine Annonce mit dem Foto einer jungen Frau aus dem Film in einer Prager Zeitung auf. Er bekommt nicht nur Antwort, sondern auch unangenehmen Besuch: Bei einem Einbruch wird die Wohnung verwüstet. Sein Vater wird ermordet, die Fotos sind verschwunden. Jetzt lässt Lenny erst recht nicht locker und reist nach Prag. Dort stellt er fest, dass die Frau auf dem Foto, Eva Markova, seit Jahrzehnten tot ist; sie starb in den Wirren der Revolution. Dafür lernt er ihre Tochter kennen. Gemeinsam versuchen sie zu klären, wie ihre Mutter zu Tode kam; die Spur führt mitten ins Herz der Revolutionsführung – und in Lennys Elternhaus. Doch nun schwebt auch sein Leben in Gefahr.
Geschickt mischt Lühdorff („Ratten – Sie werden dich kriegen!“) Elemente aus Polit-Thriller, Krimi und Romanze. Auch wenn die Geschichte am Ende einige Fragen offen lässt, ist es durchaus eindrucksvoll, wie das Drehbuch die diversen Handlungsfäden schließlich zusammenführt. Reizvoll ist auch die Arbeit von Kameramann Mathias Neumann, der mit seiner Farbgebung die Entwicklung der zunächst als ewiger Kindskopf eingeführten Hauptfigur verdeutlicht: Zu Beginn sind die sepiabraunen Bilder beinahe farblos. In Prag bekommt der Film dann gewissermaßen einen Blaustich, bleibt aber immer noch unbunt. Auf diese Weise lässt sich das dokumentarische Material vom „Prager Frühling“ natürlich prima integrieren. Erst nach und nach gestatten Neumann und Lühdorff ein paar Farbtupfer. Geradezu genial ist schließlich der Einfall, Lenny durch das ominöse siebte Foto wandern zu lassen. Allem Anschein nach ist das verwackelte unscharfe Bild bloß aus Versehen entstanden. Tatsächlich aber enthält es einen eindeutigen Hinweis auf den Mörder. (Text-Stand: 2002)
Foto: Pro Sieben / Jiri Hanzl