Wenn man mit Märchenfilmen die ganze Familie erreichen will, muss man den Erwachsenen einen Mehrwert bieten. Die Verfilmungen der Grimmschen Märchen, mit denen die ARD seit einigen Jahren an Weihnachten regelmäßig Erfolg hat, zeichnen sich im Idealfall durch eine subtile Ironie aus, die die Kleinen nicht stört, den Großen aber große Freude macht. „Das Märchen von der Prinzessin, die unbedingt in einem Märchen vorkommen wollte“ geht noch einen Schritt weiter: Die Ironie gilt nicht einem, sondern gleich mehreren Märchen. Das Drehbuch von Steffen Zacke, der den Film auch inszeniert und geschnitten hat, basiert zwar auf dem gleichnamigen Kinderbuch von Susanne Strasser, aber das soll seine Leistung nicht schmälern, zumal er sich bei seinem Regie-Debüt an ein richtig großes Projekt getraut hat; auch wenn der Film vor allem von der Originalität der Geschichte lebt.
Und die geht so: Königstochter Clara spielt neben ihrer älteren Schwester allenfalls die zweite Geige. Weil ihr ständig irgendwelche Missgeschicke unterlaufen, ist sie zudem das Schloss-Gespött. Als sie in einem zufällig gefundenen Märchenbuch liest, wie lauter unscheinbare Mädchen zu Heldinnen werden, hat sie eine Idee, wie sie ihren Status aufpolieren kann. Doch es hilft alles nichts: Keiner der Frösche, die sie küsst, entpuppt sich als Prinz, und der Wolf, der sie fressen soll, will lieber kuscheln. Zum Glück findet das Mädchen, das keine richtige Prinzessin ist, schließlich einen Prinzen, der gar keine richtige Prinzessin will.
Mit Ausnahme von Michael Kranz (als Hofnarr) und Sky Du Mont (als Erzähler) hat Zacke mit unbekannten Darstellern gearbeitet, was man mitunter merkt. Ein bisschen Prominenz hätte dem Werk sicher nicht geschadet; gerade die jungen Schauspieler stolpern mitunter über ihre Dialoge. Trotzdem macht der Film viel Spaß, zumal Hanna Merki die Titelheldin als ausgesprochen moderne Figur verkörpert, die auch mal „echt“ oder „super“ sagt und für eine Prinzessin ziemlich aufmüpfig ist. Die auf ihren Kern reduzierten Märchen der Brüder Grimm sind schlicht, aber wirkungsvoll animiert und dienen als kurze Zwischenspiele. Zacke inszeniert die Slapstick-Szenen mit gutem Gespür fürs richtige Tempo, der respektlose Umgang mit den berühmten Vorbildern ist immer wieder erfrischend.