Butter bei die Fische

Lars Jessens entspannter Heimatfilm mit einer bestens aufgelegten Ulrike Kriener

Foto: ZDF / Manju Sawhney
Foto Rainer Tittelbach

Ein Gastwirt und zwei Bauern suchen Frau in einem Dorf in Schleswig-Holstein. „Butter bei die Fische“ – der Titel ist Programm. Hier treffen Menschen aufeinander, die sich nicht unterbuttern lassen. Sie kämpfen um ihr Glück. Drehbuchautor Georg Weber schrieb seiner in Bottrop geborenen Frau Ulrike Kriener („Kommissarin Lucas“) eine passgenaue Rolle.

Ein Gastwirt und zwei Bauern suchen Frau in einem Dorf in Schleswig-Holstein. Der Pastor will der Landflucht entgegenwirken und legt einen Köder aus: 3000 Euro für die erfolgreiche Vermittlung. Petra Koslowski beißt an. Die etwas unstete Ex-Hippie-Braut aus Essen will aber nicht die Kuhställe ausmisten: die gerade von ihrem Sohn aus der Firma entlassene ungelernte Arbeitskraft ist mal wieder blank. Und so chauffiert sie drei ebenso männer- wie perspektivlose Freundinnen gen Norden.

Soundtrack: Eels („Ugly Love“), Taj Mahal („Six days on the road“), Bee Gees („To love somebody“), Solomon Burke („Fast Train“)

Butter bei die FischeFoto: ZDF / Manju Sawhney
Vor lauter Schaum, es dauert, bis der Bauer im Badezuber seine Frau findet. Elena Uhlig & Bjarne Mädel in „Butter bei die Fische“

Sympathie ist da, doch die lebenslustigen Ruhrpottpflanzen haben große Mühe mit den drei mundfaulen Dörflern. Der eine fummelt immer nur am Vergaser rum, der zweite pflegt seine Jungfräulichkeit („Von diesen Sachen verstehe ich nichts“) und dem dritten, geplagt von Fernweh, ist die Landwirtschaft verhasst. Wenn drei nicht so recht zu Potte kommen, dann freut sich die vierte: ausgerechnet Lebenskünstlerin Petra scheint hier oben am Meer das zu finden, was sie einst in ihren wilden Jahren in Griechenland suchte. Und auch dieser Pastor hat mehr zu bieten als nur eine leere Kirche mit undichtem Dach.

„Butter bei die Fische“ – der Titel ist Programm. Hier treffen Menschen aufeinander, die sich nicht unterbuttern lassen. Sie kämpfen um ihr Glück. Autor Georg Weber schrieb seiner in Bottrop geborenen Frau Ulrike Kriener eine passgenaue Rolle, die das absolute Gegenstück ist zu ihrer Kommissarin Lucas. Realistisch, aber nie verzagend oder verbissen, sondern geradeaus und gut aufgelegt, stellt sich Petra Koslowski den Aufgaben des Lebens. Gerade noch Gabelstaplerfahrerin, wenig später Kupplerin oder Gotteshausretterin.

Auch von der Dramaturgie lassen sich die Figuren nicht unterkriegen. Ihre Eigenwilligkeit behält die Oberhand. Die kleinen Geschichten werden nicht den Hauptfiguren geopfert. Typen und Situationen suchen sich ihre spezifische Erzählfarbe, der Humor ist trocken, der Dialog treffsicher. „Der Himmel ist klarer, der Raps ist gelber und selbst die Kühe muhen ganz anders seit du das bist.“ So hört sich in Troestrup ein Liebesbekenntnis an. Dass der Zuschauer mit einem augenzwinkernden Happy End rechnen kann, legt die Tonlage von Lars Jessens modernem Heimatfilm von Anfang an nahe.

Butter bei die FischeFoto: ZDF / Manju Sawhney
Na, Petra, wie wär’s mit einem kleinen Ausritt? Pfarrer Peter Heinrich Brix trocken humorig, und Ulrike Kriener treffsicher!

Es ist nicht die Landschaft allein, die in diesem Film lockt. Es ist die Verbindung aus Dorfidylle und Meer, aus Sonne und norddeutscher Anmutung und jener leisen Melancholie, die diese mitunter lebenskluge Komödie mit ihren Gesprächen über Heimat und Glückssuche ausstrahlt. Hinzu kommt eine lässig-lakonische, höchst entspannte Inszenierung, die an britische Provinzkomödien erinnert. Ein Mal geht es fast zwei Minuten mit dem Motorrad über Felder und Wiesen. In so einer Szene spürt man, dass suggestive Krimi- und Montagekunst im Fernsehen nicht alles ist. (Text-Stand: 14.9.2009)

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Fernsehfilm

ZDF

Mit Ulrike Kriener, Peter Heinrich Brix, Gerburg Jahnke, Jan Peter Heyne, Elena Uhlig, Bjarne Mädel, Rike Schmid

Kamera: Arthur W. Ahrweiler

Szenenbild: Klaus R. Weinrich

Schnitt: Sebastian Schultz

Produktionsfirma: Network Movie

Produktion: Jutta Lieck-Klenke

Drehbuch: Georg Weber

Regie: Lars Jessen

Quote: 6,03 Mio. Zuschauer (19,3% MA); Wh. 2011: 5,61 Mio. Zuschauer (18.7% MA)

EA: 14.09.2009 20:15 Uhr | ZDF

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