“Ich möchte mal ein Mann sein. So stark und herrlich in Ewigkeit, Amen. Keine Schlange vor dem Klo. Ob ich fett bin – da scheißt der Hund drauf. Werde Kanzler, wenn’s mir passt. Lass mich voll laufen und keiner kümmert sich drum, rasier mir nicht die Beine. Und wenn mir einer doof kommt, hau’ ich ihm in die Fresse.” Eva Blond ist im Berliner Muselmann-Milieu schon ziemlich gebeutelt als Frau. Sie kommt nicht in die Moschee rein, obwohl sie von der Polizei ist. Beim Versuch eines Ermittlungsgesprächs wird sie wie Luft behandelt. Selbst als die Frau, die auch schon mal in Pumps in Kreuzberg auf Verbrecherjagd geht, brav drei Meter hinter ihrem türkischen Kollegen hertippelt, kommt die Ermittlung im Falle eines kleinwüchsigen Geldeintreibers eines Döner-Paten, der – in einen Koffer gepackt – in einem Schließfach zur Freude der Maden vor sich hin gammelte, ebenso wenig in Gang. Also erfüllt sich die Kommissarin mit den unorthodoxen Methoden in der etwas anderen Krimi-Reihe “Blond: Eva Blond!“ ihren Herzenswunsch – und lässt sich zum Mann modeln.
Solche zuschauerfreundlichen Ermittlertricks sind nicht das Einzige, was “Blond – Eva Blond” aus dem Meer der Krimi-Reihen angenehm hervorstechen lässt. Keine zehn Minuten in “Der Zwerg im Schließfach” vergehen ohne Überraschungen in der Krimihandlung, ohne unerwartete Details oder Dialoge zum Mitschreiben und Mitschmunzeln. Gleich zu Beginn geht es ziemlich munter zu. Am Schließfach summen die Fliegen. Der verheiratete Kommissar Alyans betet zu Allah, nachdem er aus einem fremden Schlafzimmer über zahllose Balkone einen James-Bond-reifen Abgang gemacht hat. Und die Blond? Die feiert mit ihrem Professor den 10. Hochzeitstag in einem vornehmen Nobelrestaurant. Und der scheint zum Fiasko zu werden. Ein Überfall mit Maschinengewehren. Vermummte nehmen der blonden Eva die Klunker ab. Da rastet der werte Gatte aus. Leichen pflastern das glänzende Parkett.
“Blond: Eva Blond!” funktioniert ähnlich wie einst die österreichischen Kabinettstückchen um den schrägen Wiener Kommissar Kottan: das Beiwerk führt mitunter das Genre und seine Stereotypen ad absurdum. Bei Peter Patzaks Serie blieb am Ende von einem Krimi meist nicht mehr sehr viel übrig. Auch bei “Eva Blond” kann man sich fragen, was eigentlich mehr fasziniert: die unkonventionelle Heldin, die Gags, die trotz umstrittener Islam-Thematik federleichte Tonart oder die Aufklärung eines seltsamen Falls, bei dem sich gleich mehrere Menschen als Mörder stellen. Man muss es sich aber nicht fragen. Sondern kann einfach genießen, wie die glänzende Corinna Harfouch, der Grimme-Preis-gekrönte Sascha Arango und die Regisseurin Hermine Huntgeburth nach allen Regeln der Ironie aus diesem Krimi einen großen Spaß machen. (Text-Stand: 24.11.2004)