„Franz Meersdonk, Günther Willers und ihre Maschinen, 320 PS. Sie fahren Terminfracht in alle Herren Länder. Auf sie ist Verlass.“ Markige Männerworte, zwei kernige Kerle, viel Staub und der kräftige Sound der Motoren – so buhlte 1980 die Serie „Auf Achse“ um die Aufmerksamkeit der vornehmlich männlichen Zielgruppe. Zwei deutsche Fernfahrer auf ihren holprigen Wegen in die weite Welt. Aus einer Terminfracht von München nach Teheran zog die Serie der Bavaria Spannung für 13 Fünfzig-Minüter. In späteren Staffeln ging es nach Namibia, Südafrika, nach Ungarn, Polen, Finnland, nach Thailand, Chile, Mexiko oder Argentinien. Staffel 5 spielte ausschließlich in der Türkei. Im Zentrum der Serie stand der Alltag der Trucker. Ob sie nun Meersdonk, Willers oder später Kottan, Sigi oder Toni hießen – herumschlagen mussten sie sich zwischen 1977 und 1996 (Produktionsjahre) mit korrupten Spediteuren und windigen Kollegen, mit Autodieben und Schmugglern, mit Frachtbetrug und technischen Pannen. Und es stiegen immer wieder Menschen in die Führerkabine, die besser nicht eingestiegen wären. „Auf Achse“ wurde ein großer Publikumserfolg. Dieser war untrennbar verbunden mit dem langjährigen Hauptdarsteller Manfred Krug („Tatort“).
Die Abläufe und Rituale der Trucker sollten echt aussehen. Der ARD ging es bei dieser Serie mehr um jene Authentizität der kleinen Gesten als um ausgefeilte Geschichten. Die Plots waren wenig komplex, die Drehbücher häufig unfertig. Eine Herausforderung für Regisseure und Schauspieler. „Emsig feilt Krug an Szenen und Dialogen und, ruck-zuck, hat er sogar binnen drei Tagen einen eigenen Fortsetzungsteil geschrieben“, heißt es in einem „Spiegel“-Artikel zu den Dreharbeiten der ersten Staffel. Das alles machte „Auf Achse“ offen für Improvisation, aber auch für Handlungslöcher. Die wechselten sich ab mit den Schlaglöchern auf den Straßen, die selten mitteleuropäisches Niveau besaßen. Die Abenteuerserie machte auch produktionstechnisch ihrem Genre alle Ehre. Abenteuerlich wurde es, wenn mangels Drehgenehmigungen Bücher über Nacht verändert werden mussten. Krankheiten im Team und extreme klimatische Bedingungen, große Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit, behinderten oft die Dreharbeiten. Besonders die Fahraufnahmen sollen oft unter abenteuerlichen Bedingungen entstanden sein. So musste sich in der ersten Staffel der Kameramann noch auf das Kabinendach legen um actionhaltige Fahrtbilder zu bekommen.
„Der Spiegel“ über Krug als Meersdonk (22/78):
„Krug gibt den deutschen Bullen hinterm Lenkrad, dem von München bis Ankara nichts Menschliches fremd ist, ein Kumpel auf Rädern, für das „Brummi“-Image des ewig klagenden Speditionsgewerbes wie gemalt. Portioniertes Abenteuer auf der Landstraße für ein gutes Dutzend Fernseh-Stunden, in denen der deutsche Mensch – so sagt die Bavaria-Konzeption – ‚Land und Leute kennenlernen’ soll.“
Noch heute imponiert der Realismuseindruck von „Auf Achse“ und der lange Atem der Story – sprich: das geschickte Zusammenspiel von finaler Staffelspannung und diversen Spannungsmomenten in einzelnen Episoden. Für heutige Augen wirkt besonders die erste Staffel dramaturgisch umständlich (besonders die Startfolge „Vollgas“), allzu langsam inszeniert und unpointiert gespielt. Andererseits ist unter südländischer Sonne, verschwitzt und mit Öl verschmierten Händen auch der Lebensrhythmus ein anderer. Und gerade das ist die Stärke der Serie: Ihre Macher nahmen das Zeitempfinden der fremden Kulturen ernst – auf die Gefahr hin, dass die Story mal ein bisschen zu versanden drohte. Ernst nahmen sie auch die Fremdheitserfahrung der deutschen Trucker. Die Dialoge der Figuren im Ausland – nur selten professionelle Schauspieler – wurden nicht übersetzt. Der Zuschauer steht also vor der gleichen Sprachbarriere wie die Helden in diesem TV-Roadmovie mit klassischen Asphaltwestern-Anleihen, welches das Phänomen „Fern-Sehen“ wörtlich nimmt.