Die Neue und der Bulle – Ein Duisburg-Krimi: Versteck am Fluss

Caroline Peters, Kaya, Rose, Rott, Bauerett, Marc Rensing. Ein üblicher Verdächtiger

Foto: RTL / Willi Weber
Foto Tilmann P. Gangloff

Auch der zweite „Duisburg-Krimi“ (RTL / Zeitsprung Pictures) mit Caroline Peters als Quereinsteigerin Conny bei der Polizei Duisburg ist harmlos-heiter, aber die Story über die Entführung einer Unternehmergattin ist durchaus interessant. Den Ehemann spielt David Rott, weshalb der Immobilieninvestor zumindest aus Sicht des krimiversierten Publikums umgehend verdächtig ist. Die Spur führt auf einen idyllischen Campingplatz, dessen entspannte Atmosphäre auch die Inszenierung von Marc Rensing prägt. Das zentrale Trio ist erneut sehr sympathisch; schade, dass Peters und Serkan Kaya als Connys Ausbilder diesmal deutlich weniger gemeinsame Szenen haben.

Das Spiel gab es schon zu Zeiten der Edgar-Wallace-Klassiker in den Sechzigern: Bestimmte Krimigäste sind so bekannt, dass sie sich automatisch als Verdächtige aufdrängen. Das ist bei der Besetzung natürlich mit einkalkuliert worden. Es kommt daher ähnlich wie beim Elfmeter in der Bundesliga zu einer typischen „Ich weiß, dass du weißt, dass ich weiß“-Situation. Auch David Rott gehört zu diesen „üblichen Verdächtigen“, weshalb im zweiten Film aus der RTL-Reihe „Die Neue und der Bulle“ eins von vornherein klar ist: Robert Kampwirth hat Dreck am Stecken. Das stimmt tatsächlich, schließlich ist der Mann Immobilieninvestor. Angehörige dieses Berufsstands haben in Fernsehfilmen grundsätzlich ein schlechtes Image, weil sie wahlweise die Natur zerstören, unlautere Mittel anwenden oder mit finsteren Mächten im Spiel sind. In diesem Fall trifft letzteres zu, womit das Drehbuch zudem eine Verbindung zum Ex-Mann der Heldin schlägt, aber das ist eine andere Geschichte, die sich Anke Winschewski und Niels Holle offenbar für einen späteren Film der potenziellen Reihe aufheben wollen.

Die Neue und der Bulle – Ein Duisburg-Krimi: Versteck am FlussFoto: RTL / Willi Weber
Auch der Dritte an der Ermittlerfront macht erwartungsgemäß eine gute Figur: Merlin Rose als Arndt Frühauf. Auch für den Schauspieler gilt: In Dramen ist er noch besser.

Zunächst hat die ehemalige Kneipenwirtin Conny (Caroline Peters) aber ohnehin ganz andere Sorgen. „Versteck am Fluss“ beginnt mit einem Einsatz, den der fachkundige Teil des Publikums rasch als Übung durchschaut. Da Conny patzt, weil Ex-Mann Maik (Moritz Führmann) im falschen Moment Probleme mit der Zapfanlage hat, bleibt die Versetzung in eine andere Etage ein Traum: Conny und ihr gleichfalls quer eingestiegener Kollege Arndt (Merlin Rose) sind auch weiterhin dazu verdammt, im Kellerarchiv des Duisburger Polizeipräsidiums Akten zu digitalisieren. Zu allem Überfluss verpasst ihnen Simone Lambertz (Sarah Bauerett), die Chefin ihres Ausbilders Diercks (Serkan Caya), einen Sonderurlaub. Der wird zwar bezahlt, aber Conny findet das im Gegensatz zu Arndt trotzdem doof, zumal der Fall, den Lambertz und Diercks derweil bearbeiten, richtig interessant ist: Kampwirths Frau Theresa ist entführt worden, und während sich Krimifans noch fragen, ob er wohl selbst dahinter steckt, hat Conny schon rausgefunden, dass der Unternehmer seinem nichtsnutzigen Sohn den Geldhahn zugedreht hat. Dennis (Leon Seidel) ist Dauercamper auf einem malerisch gelegenen Campingplatz. Der Name des Geländes ist auch der Filmtitel: „Versteck am Fluss“. Conny ist überzeugt, dass Dennis seine Stiefmutter in seinem Wohnmobil gefangen hält. Sollte es ihnen gelingen, die Frau zu befreien, hätte ihr Dasein als Kellergeister endlich ein Ende.

Die Neue und der Bulle – Ein Duisburg-Krimi: Versteck am FlussFoto: RTL / Willi Weber
Schön Schräges gibt es nicht nur im Bild. Serkan Kaya als Connys Ausbilder Oliver Dierks. Der Schauspieler spielte bereits eine Hauptrolle in der Ausnahme-Komödie „Der König von Köln“, wie die neue RTL-Reihe produziert von Zeitsprung Pictures.

Campingplätze sind ein Mikrokosmos mit eigenen Regeln und als Schauplatz grundsätzlich interessant, was Regisseur Marc Rensing mit Hilfe der Musik für ein bisschen Lagerfeuerromantik nutzt. Die Undercover-Idee führt zudem zu allerlei heiteren Missverständnissen, zumal die Vorgesetzten den gleichen Einfall hatten, weshalb sich der Kollege Seifert (Patrick Isermeyer) ebenfalls am Fluss tummelt. Da sich Connys Gespür zumindest zur Hälfte als richtig erweist, liegt eine gewisse Spannung in der Luft, allerdings nur moderat; in dieser Hinsicht ist der zweite „Duisburg-Krimi“ ähnlich harmlos wie der erste. Viel reizvoller ist ohnehin die Kernfrage, ob Kampwirth mittelbares Opfer oder Täter ist. Verzwickt wird der Fall, als Diercks im Kasten für die Gartenmöbelkissen die Leiche der Haushälterin entdeckt. Dass der Unternehmer ein Verhältnis mit der jungen Frau hatte, drängt sich förmlich auf, aber wenn er hinter der Entführung steckt: Warum musste sie sterben?

Wie im ersten Film mündet die Handlung in ein recht fesselndes Finale, bei dem Conny dank eines clever codierten Hinweises von Diercks ähnlich zielsicher mitmischt wie in „Plötzlich Bulle“. Das Drehbuch erfreut ohnehin durch diverse Details. Unter anderem nimmt Conny die Redensart „Sag’s durch die Blume“ beim Wort, was sie schließlich prompt in eine Bredouille bringt. Zumindest in einer beiläufigen Bemerkung hätte gern erklärt werden können, wie eine unbescholtene Kneipenwirtin an ein Abhörgerät kommt. Das zentrale Trio ist erneut sehr sympathisch; schade, dass Caroline Peters und Serkan Kaya diesmal deutlich weniger gemeinsame Szenen haben. Ausbaufähig ist auch die Rolle von Bineta Hansen als Tochter Polly, zumal von Anfang kein Zweifel daran bestehen kann, dass ihr Jurastudium mehr als bloß eine Pause macht. Moritz Führmann dürfte in einem weiteren Film dank Maiks Kontakten zur Unterwelt ebenfalls mehr zu tun bekommen. Ob RTL die Reihe fortsetzen wird, hängt vom Zuspruch zu den ersten beiden Filmen ab. (Text-Stand: 26.1.2024)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

RTL

Mit Caroline Peters, Serkan Kaya, Merlin Rose, Sarah Bauerett, David Rott, Patrick Isermeyer, Wolf Danny Homann, Leon Seidel, Antje Hamer, Moritz Führmann, Bineta Hansen, Nadja Zwanziger, Stephan Bieker

Kamera: Lars Liebold

Szenenbild: Pierre Pfundt

Kostüm: Matthias Voecking

Schnitt: Ole Heller

Musik: Thomas Mehlhorn, Jürgen Kramlofsky

Redaktion: Thomas Disch

Produktionsfirma: Zeitsprung Pictures

Produktion: Dominik Frankowski, Michael Souvignier, Till Derenbach

Drehbuch: Anke Winschewski, Niels Holle – Reihenidee: Dominik Frankowski

Regie: Marc Rensing

Quote: 2,76 Mio. Zuschauer (11,2% MA)

EA: 13.02.2024 10:00 Uhr | RTL+

weitere EA: 20.02.2024 20:15 Uhr | RTL

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach