Isa und Katja sind ein Paar und wünschen sich ein Kind. Den Vornamen suchen sie schon mal aus, nun brauchen sie nur noch „einen Erzeuger, keinen Vater“. Doch den zu finden, ist nicht so einfach. Der Film begleitet die beiden lesbischen Frauen bei ihrer Odyssee durch die deutsche, naja, Samenspende-Landschaft. Nach ergebnislosen Telefonaten mit einschlägigen Instituten, bei denen sie widersprüchliche Antworten erhalten, begegnen sie Anwälten, Ärzten, windigen Geschäftsleuten, die Inseminations-Sets vertreiben, und schließlich Männern, die sich gegen Geld (und bisweilen auch Sex) als Spender auf Internet-Portalen anbieten. Der Kinderwunsch von Eltern, ob gleichgeschlechtlich oder nicht, ist ein Geschäft.
Anne Zohra Berrached arbeitet in ihrem Langfilm-Debüt sowohl mit dokumentarischen als auch mit fiktionalen Mitteln. Isa und Katja werden von zwei Schauspielerinnen dargestellt, die übrigen Protagonisten sind „echt“, treten also in ihrer realen Funktion und unter ihrem Klarnamen auf. Eine interessante Idee, die aber auch Fragen aufwirft. Zum Beispiel: Wussten die Protagonisten, dass ihnen vor der Kamera zwei Schauspielerinnen gegenüber sitzen? Manche agieren so, als würden sie ebenfalls eine Rolle spielen, wenn auch die eigene. Zugleich erzählt Berrached in den fiktionalen Szenen von den Beziehungsproblemen des Paars. Die treibende Kraft ist die jüngere Isa, die auch schwanger werden und die traditionelle Mutterrolle übernehmen will. Unbedingt. Katja dagegen beginnt schon bald zu zweifeln. Da ist Isas leichtfertiger Umgang mit Geld, da ist die zermürbende Dauer der Suche, und schließlich kommt bei Katja die Sorge hinzu, bald vielleicht nur noch „das dritte Rad am Wagen“ zu sein. Konflikte also, die vielen Paaren bekannt sein dürften, egal ob hetero oder homo.
Foto: ZDF / Friede Clausz
Rundum überzeugen kann diese dokumentarisch eingebettete Filmerzählung aus der Reihe „Kleines Fernsehspiel“ nicht. Dass die Dialoge hölzern und ungeschliffen klingen, mag man mit dem halb-dokumentarischen Ansatz erklären. Doch die Rahmen-Geschichte wirkt etwas dünn, das Paar kreist schon sehr um sich selbst. Das Umfeld, andere Personen wie zum Beispiel Familie, Freundinnen, Nachbarn oder Arbeitskollegen, kommen nicht vor. So gewinnen die Figuren wenig Tiefe. Dafür wurden die intimen Momente, sei es in den Liebesszenen oder im Arztzimmer, sehr natürlich und keineswegs voyeuristisch inszeniert.
Die besondere Stärke ist, dass der Film auf eine ungewöhnliche, spielerische Weise über die Schwierigkeiten aufklärt, die lesbische Paare überwinden müssen. Mal ist es angeblich in Deutschland verboten, lesbischen Paaren eine Mutterschaft zu ermöglichen. Dann findet sich doch ein Arzt – einer von vier oder fünf in ganz Deutschland –, der eine Insemination durchführt. Wie die gesetzlichen Rahmenbedingungen nun tatsächlich aussehen, wird nicht dokumentiert. Aber auch ohne den letzten Nachweis wird klar, dass Frauen hier schnell in einer Grauzone landen. Und am Ende Männern in Cafés gegenübersitzen, um mit ihnen das Verfahren der Samenspende zu verhandeln – und auch die Frage einer späteren Kontakt-Aufnahme zwischen Spendervater und Kind. Einer heißt gar „Go for Gold“, weil er angeblich 20 Kinder in drei Jahren gezeugt hat. Bizarre Szenen sind das. (Text-Stand: 2.10.2013)