Zwei Frauen, ein Mann und ein Baby

Herzig, Ansari, Murnberger. Wenn RTL mit dem ORF... wird es nicht so knallig!

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Softie oder Macho, Karriere oder Kind – auch in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung geht es mitunter ziemlich bürgerlich zu. Wolfgang Murnberger und seine diversen Autoren-Kollegen erzählen in “Zwei Frauen, ein Mann und ein Baby” eine klassische romantische Liebesgeschichte, in der sie alle nur erdenklichen, durchaus realen Rollen-Klischees heterosexueller Paare auf ein lesbisches Liebespaar übertragen. Das tun sie weitaus intelligenter, als man das von RTL gewohnt ist. Für den österreichischen Komödienregisseur Wolfgang Murnberger begann das Karrierehoch aber erst ein paar Jahre später.

Sandra liebt Iris, aber auch ihren Beruf. Acht Jahre leben sie nun schon glücklich zusammen, die erfolgreiche Innenarchitektin und die zur Romantik neigende Floristin. Doch Iris sind die Blumen und der Haushalt längst nicht mehr genug: sie will ein Kind. “Zwei Frauen, ein Mann und ein Baby” erzählt von Liebe, Beziehungsstress und einem plötzlichen “Coming in”.  Es ist eine Romantic Comedy, die die Regeln des Genres durchbuchstabiert, “ohne auf der lesbischen Liebe herumzureiten”, betont der österreichische Regisseur Wolfgang Murnberger. “Mein Ansatz war: Ich behandele die beiden so, als wären es Mann und Frau.”

Die zwei Frauen sind das Zentrum der Geschichte, sie binden die Sympathie der Zuschauer. Da ist kein Platz für Macho-Gebaren oder Lesbenwitze. “Auch wenn die erste Buchfassung danach aussah – ich hatte keine Lust, die Beziehung meiner Heldinnen zu verulken”, so Murnberger, der mit seiner bissigen Mittelstands-Erotik-Komödie “Quintett komplett” auch bei uns Beachtung fand. Nicht fehlen durfte indes die obligatorische Bett-Szene. Das war der ORF offenbar seinem Ko-Produzenten RTL schuldig. In Österreich, wo der Fernsehfilm bereits erfolgreich lief, ließ vor allem die kirchliche (Hetero-)Trauung, die zur gutgelaunten Weiberhochzeit umfunktioniert wird, die geistigen Würdenträger öffentlich protestieren.

Kritik: “Zwei Frauen, ein Mann und ein Baby” (RTL, 16.2.)
“Ich habe eine Schwäche für Machos, solange sie einen Busen haben.” Softie oder Macho, Karriere oder Kind – auch in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung geht es mitunter ganz schön bürgerlich zu. Murnberger und seine diversen Autoren-Kollegen (mit dem Buch gab’s  Probleme) erzählten in “Zwei Frauen, ein Mann und ein Baby” eine klassische romantische Liebesgeschichte, in der sie alle nur erdenklichen, durchaus realen Rollen-Klischees heterosexueller Paare auf ein lesbisches Liebespaar übertrugen. Das taten sie durchaus intelligenter, als man das sonst von RTL gewohnt ist. Emotion und Sympathie waren von Anfang an auf Seiten der beiden Frauen. Männer wurden genregemäß ein wenig lächerlich gemacht, durften am Rande den “Kaschperl” geben. Einzig Ralf Bauer kam eine zentralere Aufgabe zu: Er musste das Lesben-Paar kurzzeitig auseinanderbringen. Doch so wie er guckte, wie er herumstand und immer nur auf die wesentlich antriebsstärkeren Frauen reagierte, war einem schnell klar, einen heterosexuellen Gleichklang der Hochzeitsglocken würde der Zuschauer hier nicht vernehmen.

Man sollte sich nicht von Thema, Genre oder RTL-Image verleiten lassen, und den Film vorschnell als spekulative Klamotte abtun. Es lohnt sich, genauer hinzuschau en. Werden die Figuren auch nicht bis in psychologische Tiefen ausgelotet, so finden Murnberger und die sehr überzeugenden Darstellerinnen, Nicole Ansari und Eva Herzig, immer wieder sehr gelungene Entsprechungen für ihren Gefühlszustand. Wenn Iris, nachdem sie von Sandra wegen eines Mannes verlassen wurde, strahlend beteuert, ihr gehe es “supergut”, spürt man viel von der tiefen Verletzung. Vor allem die unverbrauchten Gesichter sind es, die einen die Geschichte “glauben” lassen. Einem Bildschirm-Dauergast würde man die Rollen kaum abnehmen. Auch Dieter Moor, bei uns einst als Moderator des Medienmagazins “Canale Grande” bekannt geworden, spielt seinen Junior-Chef augenzwinkernd und gut.

Doch was hat eigentlich in so einem Film einer wie Ralf Bauer verloren? “Der war quasi im RTL-Paket mit dabei”, so Murnberger. “Ich habe mir gedacht, für das, was er da liefern muss, wird es schon gehen.” Stimmt. Vor allem muss der Ex-”Gegen den Wind”-Star als drittes Rad am Wagen ein bisschen schön und dumm in der Gegend herumstehen. Das machte er bestens. Die blauen Augen strahlen. In einer Szene muss Bauer betrunken sein. “Das spielt er sehr gut”, wirft Murnberger ein – und meint das ernst.

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Fernsehfilm

RTL

Mit Nicole Ansari, Eva Herzig, Ralf Bauer, Alexander Pschill, Max Moor, Peter Matic, Sigrid Hauser

Kamera: Helmut Wimmer

Schnitt: Uschi Erber

Musik: Stefan Bernheimer

Produktionsfirma: Dor Film

Drehbuch: Sabine Reichel

Regie: Wolfgang Murnberger

EA: 16.02.2000 20:15 Uhr | RTL

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