Erst mal ein paar Dosen Sprit. „Du bist noch rechtzeitig an der Front, um dich abknallen zu lassen“, lästert der coole Martin. „Ich würde das da unten so viel besser machen als du“, liegt er seinem Kumpel Maddel in den Ohren. Und noch zwei Dosen. So trinkt sich der Soldat ins Koma, während sein lautsprecherischer Zivilistenfreund sich plötzlich stellvertretend in einem sandigen Krisengebiet in der Wüste wieder findet. Ohne Grundwehrdienst, ohne Moral, sein Tun und Lassen zunächst nur darauf fixiert, der hübschen Sanitäterin an die Wäsche zu gehen. Kumpels hat der falsche Bundeswehrsoldat mit dem losen Mundwerk bald auch hier. Sogar Major Müller zeigt sich schon mal amüsiert von jenem Hauptgefreiten, der sich nicht nur mit größtmöglichem Spaß-Faktor im Lager langweilen möchte, sondern der seinen Einsatz bald als echte Friedensaktion für die Bevölkerung begreift. Und Sanitäterin Nina stachelt ihn weiter an: „Willst du ein Mann werden oder immer nur ein kleiner Junge bleiben?!“
Soundtrack: u.a. MGMT, Nena („99 Luftballons“), Peter Fox, Seeed, Bruce Springsteen („Born In The USA“), Massive Töne („Cruisen“), Clueso („Gewinner“)
Ziemlich ratlos lässt „Willkommen im Krieg“ den Kritiker zurück. Doch schlimmer noch: die 100 Minuten zwischen Wüstenalltag, Kampfhandlungen und postpubertärem Imponiergehabe sind eine ebenso zähe Angelegenheit wie die dargestellten Situationen für die Filmfiguren. Die Langeweile lässt sich durch Glücksspielaktionen, Alkoholgeschäfte und Dummschwätz für die Soldaten, aber auch für die Zuschauer nur schwer aufheben. Da nützt es wenig, dass die Jungspunde ihr Bedürfnis nach Spaß – ähnlich wie Touristen – in die Fremde holen. Deutsches Recht im Kriegseinsatz auf ausländischem Boden, von der „Asu“ bis zum Brückenbau, streng nach deutscher Vorschrift, Fahrradweg inklusive – aus solchen Absurditäten des Kriseneinsatzalltags wird kaum komisches Kapital geschlagen. „Willkommen im Krieg“ ist dramaturgisch als Nummern-Revue mit gutmenschelnder Entwicklungs-Möglichkeit für den Helden angelegt, eine Nummer-Revue ohne echte Nummern. Keine Szene, an die man sich nach dem Film noch erinnern würde. Auch etliche Darsteller haben einfach nicht die Klasse eines Constantin von Jascheroff, der zumindest in der Lage ist, das konzeptionslose Etwas zusammenzuhalten, oder von Hannes Jaenicke, der sich in einer kleineren Rolle als Major süffisant über die Runden schmunzelt. Jessica Richter beispielsweise fehlt als Objekt des Begehrens das gewisse Etwas – allerdings ist ihre eindimensionale Rolle auch nicht dazu angetan, über ein lautes, äußerliches Sitcom-Spiel hinauszugehen.
Was in dem Film von Komödien-Experte Oliver Schmitz gar nicht funktioniert ist das Wechselspiel von Drama und Comedy. Was dem Regisseur in einer Serie wie „Doctor’s Diary“ oder den „Allein-unter“-Sat-1-Movies mit Jaenicke vorzüglich gelang, will im Antikriegsfilm-Ambiente nicht zünden. Da kann noch so sehr mit Rock & Roll, Pop und Hiphop auf der Tonspur nachgeholfen werden – die Situationen bleiben leblos, das Personal blutleer, die Haltung banal, die Intention dieses Films diffus. Oft fehlt die Bindung zwischen den hölzernen Dialog(innenraum)szenen und den „filmischeren“ Sequenzen. Von Seiten des Kritikers bestehen keinerlei Vorbehalte gegenüber dem Genre und der Idee, Krieg mit Komödie zu mischen. Im Gegenteil. Vorbehalte gibt es nur gegenüber dem Ergebnis! Für die Wüste von Marokko scheint Oliver Schmitz nicht der richtige Regisseur zu sein. Und sich mit einem unbeschriebenen Autoren-Blatt wie Christian Pötschke an ein solch schwieriges Projekt zu wagen, legt eine gewisse Kamikaze-Mentalität seitens der Produzenten an den Tag. Um im Kriegsbild zu bleiben: ein Film als Himmelsfahrtskommando. Dementsprechend wird das in den Wüstensand gesetzte TV-Movie am Ostermontag gegen starke Konkurrenz weg gesendet.
Foto: Pro Sieben / Sife Ddine Elamine