Gerade mal 13 – und schon bekommt Tobias die Härten des Lebens voll zu spüren. Seinen Vater hat er nie gesehen, die Mutter ist nur selten für ihn da, und der neue Freund erweist sich als Kotzbrocken. Von seinen Mitschülern wird Tobias gehänselt. Er gilt als “asozial“, weil er in einem Hochhaus wohnt und sich keine angesagten Klamotten leisten kann. Als der Junge seinen neuen Nachbarn Max Feldkamp kennen lernt, Drehbuchautor, Ende 30, dem die Freundin und die Ideen abhanden gekommen sind, wünscht er sich nichts sehnlicher, als diesen sympathisch-umgänglichen Menschen zum Vater.
Verwahrlosung, Aggressivität, Tod der Mutter, Kinderheim – eigentlich ein trostloses Szenario, das “Wer küsst schon einen Leguan?“ (Bilderclip) einem anbietet. Doch der Film ist alles andere als ein dröges Jugendsozialdrama geworden. “Es passiert eine Anhäufung von Katastrophen”, so Hauptdarsteller Michael von Au, “aber irgendwie sind diese Themen unprätentiös vereinigt.” Und so bekommt der Film von Karola Hattop und Michael Demuth einen sehr authentischen Touch: Milieu und Charaktere stimmen und die Dramaturgie ist effektvoll. Bei aller Tragik ist es ein Film der leichten Hand.
Foto: MDR / Wolfsberg
Konsequent wird die Geschichte aus der Perspektive des Jungen erzählt. Frederick Lau passt sich dem Niveau von Buch und Regie an und vollbringt mit seinem Parforce-Ritt quer durch den Gefühlshaushalt eines Pubertierenden Unglaubliches für einen 14-Jährigen. Früh übte er sich in Qualitätsfilmen wie “Die Polizistin” oder “Das fliegende Klassenzimmer”. In “Wie küsst man einen Leguan?” machte ihm am meisten das nicht vertraute Milieu zu schaffen. “Es waren keine leichten Dreharbeiten für Frederick”, erinnert sich Regisseurin Hattop. “Ich habe in den sechs Wochen gemeinsam mit ihm probiert zu ertasten, wo seine Verletzlichkeiten liegen, damit er sie auf seine Rolle übertragen konnte.”