Wenn Liebe doch so einfach wär‘

Yvonne Catterfeld & Katinka Feistl: frischer Ost-Wind trifft auf hanseatischen Muff

Foto: Sat 1
Foto Rainer Tittelbach

Armes Ossi-Mädchen wird zur Miterbin einer Hamburger Reederei. „Wenn Liebe doch so einfach wär’“ ist ein modernes Märchen. Und das Personal, ob nun die herzallerliebste Heldin, die grundsätzlich an das Gute im Menschen glaubt, oder die stinkreichen Wessis in ihrer Villa, besteht vornehmlich aus Menschen von gestern. Das gibt dem Film – ähnlich wie das zwar vordergründige, aber wirkungsvolle Spiel mit den Ost/West-Klischees – seinen besonderen Charme und ermöglicht Katrina gleich in mehrfacher Form, als Lichtgestalt zu agieren.

Katrina lebt in einem verschlafenen Örtchen in Mecklenburg-Vorpommern. Ihre Tage als Fahrkartenverkäuferin sind gezählt. Sie braucht sich aber bald keine finanziellen Probleme mehr machen. Völlig überraschend wird sie Miterbin einer Hamburger Reederei. Katrina zögert zwar, die Erbschaft anzutreten, entscheidet sich dann aber doch für Hamburg und die steinreiche Familie Berger, weil sie hofft, dort das zu bekommen, was ihr seit dem Tod der Eltern fehlt: Nähe, menschliche Wärme, Liebe. Und außerdem ist da noch Moritz, mit dem sie sich mehr als gut versteht. Problematisch ist dagegen die frisch verwitwete Herrin des Hauses. Sie wittert hinter Katrinas Solidarität mit der Arbeiterschaft ein sozialistisches Erbe.

„Wenn Liebe doch so einfach wär’“ ist Yvonne Catterfeld auf den Leib geschrieben und entspricht ganz dem Image, das die Musik ihr in den letzten Jahren gegeben hat. Ihre Katrina ist eine Romantikerin und sie ist einsam. Sie hat die Angewohnheit, mit den Bildern ihrer verstorbenen Eltern zu reden. Sie beobachtet gern fremde Hochzeiten und sie sucht die große Liebe. „Sie glaubt den einen Richtigen müsse man sofort erkennen, wenn man ihn nur küsst“, beschreibt Catterfeld die naive Liebesphilosophie ihrer Heldin. „Katrina ist aber nicht nur eine Träumerin, sie ist gleichzeitig eine Kämpferin mit festem Ziel, Verantwortungsbewusstsein und Mut.“ Die äußeren Umstände der Geschichte bringen es mit sich, dass aus dem burschikosen, blauäugigen Aschenputtel eine Frau wird, die selbstbewusst ihre Meinung vertritt. Dass ihr Liebreiz und ihre Unbefangenheit das Übrige tun, versteht sich von selbst. Der Film von Katinka Feistl wandelt schließlich auf den Pfaden einer romantischen Komödie.

„Wenn Liebe doch so einfach wär’“ ist aber vor allem auch das, was viele Unterhaltungsfilme nur von sich behaupten: ein modernes Märchen. Und das Personal, ob nun die herzallerliebste Katrina, die grundsätzlich an das Gute im Menschen glaubt, oder die Bergers in ihrer Villa, in der in den schweren Gardinen der Muff von vielen Jahrzehnten hängt, besteht vornehmlich aus Menschen von gestern. Das gibt dem Film – ähnlich wie das zwar vordergründige, aber wirkungsvolle Spiel mit den Ost/West-Klischees – seinen besonderen Charme und ermöglicht Katrina in mehrfacher Form, als Lichtgestalt zu agieren. Hübsch die Idee, dass die Schwester des Hausdrachens, ehemals ein Späthippie-Mädchen, noch so manchen extravaganten Modefummel aus den Sixties im Schrank hat, die das Mädel aus dem Osten nun abtragen darf. Das ermöglicht Catterfeld einige nachhaltige Auftritte.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Yvonne Catterfeld, Sebastian Ströbel, Grischa Huber, Enno Hesse, Stephan Luca, Ingeborg Westphal

Kamera: Hans Grimmelmann

Szenenbild: Iris Trescher

Schnitt: Dagmar Pohle

Produktionsfirma: Studio Hamburg

Drehbuch: Barbara Jago

Regie: Katinka Feistl

EA: 31.10.2007 20:15 Uhr | Sat 1

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