Es war eine Schnapsidee, dass Julia von Hohenberg ihrem Mann Felix nach Borneo nachgereist ist, um mit ihm weiter nach Hawaii zu fliegen. Sie haben Hochzeitstag, aber die Geschäfte gehen mal wieder vor. Und die sind offenbar nicht so ganz sauber, wie die Gräfin im Laufe einer abenteuerlichen Reise durch den Dschungel von Borneo herausfinden wird. Die Reise beginnt damit, dass sie ein eingesperrtes Orang-Utan-Baby gegen ihre Ohrringe eintauscht. Den putzigen Affen will sie in sichere Hände geben. Also macht sie sich mit dem angeheuerten Fahrer Alexander Kuhl auf den Weg zur Orang-Utan-Station eines anderen deutschen Aussteigers. Sie kommen zwar an, aber ohne Auto, das hat seinen Geist aufgegeben. Irgendwann fährt „Emiliy“ wieder – und die aparte Gräfin hat neue Ideen, wie sie den Affen Gutes tun und ihrem Göttergatten den Palmöl-Deal vermiesen kann. Alex ist dabei – schließlich wartet am Ende eine fürstliche Belohnung auf ihn. Dabei hätte er immer weniger gegen eine Bezahlung in Naturalien einzuwenden. Und auch die Gräfin fühlt sich mehr und mehr von diesem Raubein hingezogen, das so schön viele Schimpfwörter parat hat.
Die ersten 20 Minuten von „Verloren auf Borneo“ sind eine ziemliche Qual. Klischee-Szene reiht sich witzlos an Klischee-Szene. Negativer Höhepunkt: die Kette zum Hochzeitstag. Der Mann legt sie der Frau von hinten um. „Du bist verrückt“, sagt die Gräfin, „ja, verrückt nach dir“, antwortet der Graf. Bei solchen Bildern schüttelt es einen. Nachdem die Gräfin, die sich offenbar zum ersten Mal in ihrem Leben Gedanken macht, ihren „Flachwichser Felix“ in die Wüste geschickt hat, kann das Abenteuer losgehen. Das hat natürlich wenig mit Hollywoods klassischen Abenteuerkomödien der 80er Jahre zu tun, aber der Schlagabtausch zwischen dem Pärchen hat schon so seine neckischen Momente. „Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal mit Ihrem Mann geschlafen“, will der coole Kuhl wissen. „Und wann haben Sie das letzte Mal geduscht?“ Einige Szenen später sieht man ihn an seiner an seinem Slip riechen: „Boah“. Der Witz kriegt kurz vor dem Tom-Gerhardt-Touch gerade immer noch mal die Kurve.
„Verloren auf Borneo“ will mehr sein als eine Abenteuerkomödie mit Bizeps und Stöckelschuh. Nebenbei – und gar nicht mal so schlecht – wird die illegale Abholzung des Regenwaldes thematisiert. Auch das Schicksal der Orang-Utans ist ein Stück Borneo-Realität. Mit dem unkontrollierten Kahlschlag verlieren die Affen ihren Lebensraum. „Die Zahl der Orang-Utans ist seit den 90er Jahren auf weniger als ein Drittel geschrumpft“, heißt es im Abspann. Und der Film bietet noch mehr. Insgesamt setzen Autor Serkal Kus und der Comedy- wie Kitschfilm-erfahrene Regisseur Ulli Baumann auf vier Tonlagen: auf komische, sentimentale, aufklärerisch kritische und trashig kolportagehafte Momente. Das ist wüst zusammengemixt, hat ein passables Tempo und belohnt den Zuschauer ständig damit, dass der Film alle gesetzten Erwartungen einlöst. „Mein Busen ist echt!“, wettert die zur Öko-Aktivistin mutierte Gräfin. Kuhl feixend: „Das glaub ich erst, wenn ich ihn in der Hand habe.“ 100 : 1, dass Hannes Jaenickes Hand in dieser Sache etwas zu tun bekommt!? (Text-Stand: 11.10.2012)