Sie ist das Mädchen für alles im Familienbetrieb „Hotel Blaues Land“. Darüber vergisst Marie aber, dass sie auch noch ein eigenes Leben haben sollte. Das fällt der jungen Frau, die lieber Autoreifen wechselt als sich zu amüsieren, erst auf, als der von ihrer resoluten Großmutter für den neuen Hotelprospekt engagierte Berliner Fotograf am Staffelsee auftaucht. Der gut aussehende, wortgewandte Mann hat es der schüchternen Marie sichtlich angetan. Und auch er scheint das Besondere an diesem vermeintlichen Landei zu entdecken. Doch wie soll sie, die rund um die Uhr für das Hotel da ist, ihre Liebe leben? Vor dieselbe Frage gestellt ist ihre Mutter. Die Kunstliebhaberin, die während ihres Studiums eine Beziehung mit ihrem verheirateten Professor hatte, erlebt nicht nur ein amouröses Déjà-Vu. Das Hotelfach ist nie ihre Sache gewesen. Nach dem Tod ihres Mannes vor vier Jahren weiß sie das mehr denn je. Nur, was macht Oma Ruth mit dem Hotel, wenn die anderen starken Frauen ausfliegen?
„Es ist nie zu spät, sein Leben zu ändern.“ Dieser beliebte Gemeinplatz trivialer Selbstfindung schwebt über allen Geschichten, die in dieser Schönwetter-Romanze, gedreht am Staffelsee, erzählt werden. „Was meinst du: wie viel Zeit haben wir noch? Wie viel hoffentlich gesunde Jahre?“ Solche pathosgeschwängerten Phrasen sind schwer zu ertragen, doch sie sind seltener als befürchtet in dem Degeto-Rührstück „Wachgeküsst“. Ins Auge sticht dagegen die insgesamt stimmige Besetzung – und insbesondere das junge Paar dürfte rasch die Sympathien des geneigten Publikums für sich gewinnen. Mira Bartuschek spielt die Raupe, die sich zum Schmetterling mausert. Verliebt (nicht in Berlin) am Staffelssee sozusagen. Und Kai Schumann ist ein Schauspieler, dem man den jugendlichen Liebhaber im seichten Fach sehr viel lieber abnimmt als anderen Kollegen. „Wachgeküsst“ ist ein schlagender Beweis dafür, wie wichtig die „Oberflächenphysis“ ist für das Gelingen eines solchen Unterhaltungsfilms.
Es ist aber auch die dichte (Trivial-)Dramaturgie, die den Film über so manch andere Liebes-Schmonzette erhebt. Einen Fotografen ins oberbayerische „Dreimäderlhaus“ zu entsenden, ist eine kluge Buch-Idee, die sich nicht nur visuell und dramaturgisch im Film spiegelt. Marie hat auf Fotos offenbar immer die Augen zu. „Angst vor der Kamera?“, fragt der Fotograf ihres Herzens. „Kein Gefühl für den richtigen Augenblick“, sagt die Heldin. Schön auch, dass sich der hippe Fotograf als sensibler Zeitgenosse mit Berufsethos entpuppt. „Meine Aufgabe ist es, Menschen zu erkennen.“ In solchen Momenten gibt es durchaus Schittmengen zwischen abgedroschenen Lebensweisheiten und Wahrheiten, die manchmal ganz simpel sein können.