Utta Danella – Von Kerlen und Kühen

Felicitas Woll, Eva-Maria von Friedl, Kampwirth, Sibylle Tafel. Bäuerin sucht Mann

Foto: Degeto / Erika Hauri
Foto Tilmann P. Gangloff

Immer öfter erzählen ARD-Freitagsfilme von alleinstehenden Landwirtinnen. Auch „Von Kerlen und Kühen“ von Sibylle Tafel, Spezialistin fürs Leichte, wirkt wie das Fiktion-Pendant zum RTL-Kuppelformat „Bauer sucht Frau“ – mit umgekehrtem Geschlechter-Vorzeichen. Diese kurzweilige, hübsch gespielte romantische Komödie mit Felicitas Woll & Eva-Maria von Friedl fügt sich zwar deutlich in den Rahmen des Sendeplatzes, ist aber recht unterhaltsam. Was das noch mit Erfolgsautorin Utta Danella zu tun hat, weiß allein die ARD.

Seit Monaten ist die Degeto spürbar darum bemüht, das Niveau des Freitagsfilms im „Ersten“ anzuheben. Um das Stammpublikum nicht zu verschrecken, werden die bewährten Marken vorerst fortgeführt, darunter auch jene Romanzen, die mit dem Namen der Erfolgs-Autorin Utta Danella werben. Ein zuverlässiges Qualitätsprädikat ist das Etikett nur bedingt: Meist sind die Filme furchtbar altbacken. „Von Kerlen und Kühen“ ist eine sehenswerte Ausnahme.

Die ARD teilt schon gar nicht mehr mit, auf welchen Arbeiten der Schriftstellerin die Drehbücher beruhen; ihr Name dient nur noch als Blickfang. Ein anspruchsvolles Publikum, das die Danella-Romanzen ebenso weiträumig meidet wie die Schmonzetten von „Inga Lindström“ oder die Rosamunde-Pilcher-Adaptionen, macht in der Regel nichts verkehrt. Hin und wieder aber sind die Verfilmungen überraschend leichtfüßig und unterhaltsam, solide inszeniert und gut gespielt. Das gilt auch für „Von Kerlen und Kühen“, selbst wenn man mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen darf, dass die Degeto immer öfter Geschichten von alleinstehenden Landwirtinnen erzählt („Rindvieh à la carte“, „Das Leben ist ein Bauernhof“, „Einmal Bauernhof und zurück“). Entsprechend oft wirken die Geschichten wie ein ARD-Pendant zum RTL-Kuppelformat „Bauer sucht Frau“, nur mit anderen Vorzeichen.

Hauptfigur dieser neuen Variation (Buch: Stefani Straka) ist Anna (Felicitas Woll), die den oberbayerischen Betrieb ihrer Eltern (Petra Kelling, Sepp Schauer) übernehmen soll. Während ihr Vater nicht loslassen kann, will die Mutter endlich den Lebensabend genießen und die Welt sehen. Allein kann Anna die Arbeit jedoch unmöglich schaffen, und eine Hilfskraft ist nicht drin; der Hof ist ohnehin verschuldet. Also muss ruckzuck ein Mann her, und die Eltern hätten auch schon einen Kandidaten im Auge. Anna, deren Männerbekanntschaften bislang stets an ihren hohen Ansprüchen scheiterten, sträubt sich zwar dagegen, verkuppelt zu werden, lässt sich dann aber doch auf ein Date ein und stellt angenehm überrascht fest, dass aus dem kleinen Ludwig, den sie als Kind nie leiden konnte, ein fescher Kerl (Leo Reisinger) geworden ist, der auch noch richtig gute Musik macht; Bauer ist er ohnehin mit Leib und Seele. Ausgerechnet jetzt gesteht ihr ein Stammkunde ihres Gemüsestands auf dem Münchener Viktualienmarkt, Pilot Georg (Kampwirth), seine Zuneigung. Auch Anna ist alles andere als abgeneigt, und so muss sie sich entscheiden: für den Bauernhof oder für die Liebe.

Utta Danella – Von Kerlen und KühenFoto: Degeto / Erika Hauri
Was guckst du? Felicitas Woll, Leonhard Reisinger & Eva-Maria Grein von Friedl in „Utta Danella – Von Kerlen und Kühen“ (2014)

Felicitas Woll sieht selbst im schmucklosen Blaumann hinreißend aus, und damit hat der Film ohnehin schon halb gewonnen. Inszeniert hat den Film Sibylle Tafel, die unter anderem einige großartige Beiträge zu den jährlichen ARD-Märchen gedreht hat („König Drosselbart“, „Die Gänsemagd“). Auch wenn die Regisseurin trotz eines Rundflugs auf die üblichen Landschaftsschwelgereien verzichtet: „Von Kühen und Kerlen“ fügt sich nahtlos in den gewohnten Rahmen des Freitagsfilms ein, zumal die hübsche Musik von Helmut Zerlett immer wieder durch den üblichen Schmusepop verwässert wird. Trotzdem ist die Romanze ein fröhlicher Zeitvertreib, der gerade wegen der gut geführten Darsteller Spaß macht. Das gilt vor allem für Eva-Maria Grein von Friedl als Annas beste Freundin. Die Schauspielerin ist vor einigen Jahren durch die Titelrolle der ZDF-Telenovela „Tessa – Leben für die Liebe“ bekannt geworden und hat spätestens in der RTL-Serie „IK 1 – Touristen in Gefahr“ gezeigt, dass sie viel zu gut ist, um immer bloß in leichten Frauenfilmen oder als Nebendarstellerin in Serien besetzt zu werden. Hier profitiert sie zudem von den gutgeschriebenen gemeinsamen Szenen mit Felicitas Woll; die männlichen Kollegen stehen klar im Schatten der beiden Hauptdarstellerinnen. Das gilt erst recht für Heio von Stetten, der einen italienischen Bistrobetreiber mit furchtbarem Akzent versehen muss. (Text-Stand: 11.3.2014)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Felicitas Woll, Eva-Maria Grein von Friedl, Stephan Kampwirth, Leonhard Reisinger, Petra Kelling, Sepp Schauer, Monika Baumgartner, Heio von Stetten, Matilda Tafel, Teresa Rizos

Kamera: Thomas Etzold

Szenenbild: Gabi Pohl

Schnitt: Melanie Singer

Musik: Helmut Zerlett

Produktionsfirma: Bavaria Fernsehproduktion

Drehbuch: Stefani Straka

Regie: Sibylle Tafel

Quote: 4,15 Mio. Zuschauer (13,5% MA)

EA: 11.04.2014 20:15 Uhr | ARD

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