Unter Verdacht – Verdecktes Spiel

Senta Berger, Friedemann Fromm, Alexander Adolph. Krimireihen-Auftakt nach Maß

Foto: ZDF / Christian A. Rieger
Foto Rainer Tittelbach

Wer sich mit Beamtenkriminalität beschäftigt hat schlechte Karten. “Nestbeschmutzer” werden auch bei der Polizei nicht gern gesehen. Kriminalrätin Eva Prohacek bekommt das zu spüren. Bei einem Routinefall stößt sie auf eine Frau, die behauptet, ihr Mann, ein Ex-Polizist, habe einen Auftragsmord begangen. “Verdecktes Spiel” ist dank Alexander Adolph (Buch), Friedemann Fromm (Regie) und Jo Heim (Kamera) ein intelligentes, sehr suggestiv inszeniertes Krimi-Stück geworden. Dafür gab’s zu Recht den Adolf-Grimme-Preis.

“Ich bin keine Marionette von Herrn Reiter”, sagt die Heldin. Und macht ein Gesicht zwischen Trotz und Beleidigtsein, zwischen Stolz und leichter Verunsicherung. Nein, der Polizeichef redet der Kriminalrätin, die für die Korruption im eigenen Nest zuständig ist, nicht in die Arbeit. Oder etwa doch?! All diese Widersprüche schwingen mit in diesem Gesicht. Ein Gesicht, das so nur Senta Berger aufsetzen kann, ohne dass man gleich denken muss: typisch Berger, immer dieselben Manierismen. In “Verdecktes Spiel” kann die 60-jährige gebürtige Österreicherin ihre Qualitäten ausspielen. Ein Auftakt nach Maß für “Unter Verdacht”.

Wer sich mit Beamtenkriminalität beschäftigt hat schlechte Karten. “Nestbeschmutzer” werden auch bei der Polizei nicht gern gesehen. Die Kriminalrätin Eva Prohacek bekommt das hautnah zu spüren. Bei einem Routinefall stößt sie auf eine Frau, die behauptet, ihr Mann, ein Ex-Polizist, habe einen Auftragsmord begangen. Als Prohacek weiterbohrt, spürt sie die Angst der Frau, wenig später ist sie tot. Ein heißer Fall. Ein nicht ganz sauberer Immobilien-Deal, in den Polizisten und Münchner Honoratioren offenbar verwickelt sind, scheint hinter allem zu stecken. Je mehr Prohacek ermittelt, desto mehr geht ihr Chef auf Distanz zu ihr. Und er setzt die durch den Tod ihres Sohnes stark traumatisierte Frau psychisch unter Druck. Sie ahnt, dass jener Polizei-Hierarch Reiter mit in dem Korruptionsfall stecken könnte. Doch ihr sind die Hände gebunden. Am Ende ist sie nicht einmal mehr ihres Lebens sicher.

Unter Verdacht – Verdecktes SpielFoto: ZDF / Christian A. Rieger
Es wird eng. Steckt Prohaceks Chef Reiter mit im Korruptionssumpf? Senta Berger und Gerd Anthoff

“Sie sticht in ein Wespennest, und sie hat sehr wenige Freunde”, umschreibt Senta Berger die Situation ihrer Figur. “Ihre Einsamkeit erscheint ihr gar nicht aufgezwungen, sondern als richtig.” Diese Dr. Eva Prohacek gibt nach außen eine gute Figur ab, wirkt kompetent und selbstbewusst. Doch hinter der Fassade wird ein emotional angeschlagener Mensch deutlich. Eine Frau, der leicht der Boden unter den Füßen weggezogen werden kann, die im Gegenzug aber auch kämpfen will für ihre Ideale. “Den Film verstehe ich als einen Politthriller, weniger als Krimi”, betont Senta Berger. “Wir wollen politische Verflechtungen zeigen und nicht bloß Kriminalfälle.” Eine Kommissarin wie Bella Block oder Rosa Roth hätte sie nicht spielen wollen. Lieber eine, die den Polizei-Apparat und damit auch das gesellschaftliche System kritisch durchleuchtet. “Ein Job übrigens”, so Berger, “der in der Realität wirklich vorwiegend von Frauen gemacht wird, weil sie offensichtlich über eine größere Sensibilität verfügen.”

“Verdecktes Spiel” ist Dank Grimme-Preisträger Alexander Adolph (Buch) und Friedemann Fromm (Regie) ein intelligentes und sehr suggestiv inszeniertes Krimi-Stück geworden. Konzipiert ist die Story um die Münchner Kriminalrätin als Reihe. Ohne zu viel zu verraten: der Schluss deutet darauf hin, dass es auch im zweiten Fall von Frau Dr. Prohacek spannend werden dürfte. Denn: das Behördenspiel wird weitergehen. (Text-Stand: 2.8.2002)

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Reihe

Arte, ZDF

Mit Senta Berger, Rudolf Krause, Gerd Anthoff, Margret Völker, Christoph Gareissen, Wolfgang Böck, Heinz-Josef Braun

Kamera: Jo Heim

Schnitt: Vessela Martschewski

Musik: Manu Kurz

Produktionsfirma: Pro GmbH

Drehbuch: Alexander Adolph

Regie: Friedemann Fromm

EA: 02.08.2002 20:40 Uhr | Arte

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