Außendienst für die Kollegen von der internen Ermittlung. Ein deutsch-afghanischer Geberkongress erfordert vollen Einsatz für Prohacek und Langner. „Eva, a bisserl mit Fingerspitzengefühl“, fordert Dr. Reiter ein, „Wir wollen uns ja den Taliban nicht ins Nest holen.“ Also heißt es: der Security-Firma gehörig auf die Finger schauen. Auch der Staatsschutz ist nicht weit. Doch bevor es die Kriminalrätin mit Bombenlegern zu tun bekommt, gibt es bereits einen „Verlust“ zu vermelden: ein Beamter aus dem Wirtschaftsdezernat, den Prohacek in der Mangel hatte, ist ermordet worden. Er hat einen Unternehmer mit dessen illegalen Import-Export-Geschäften erpresst. Bei den externen Ermittlungen stößt Prohacek auf einen ehemaligen Kollegen, der in Afghanistan Polizisten für eine Anti-Korruptionseinheit ausgebildet hat. Nach einem Blutbad quittierte er den Dienst und arbeitet heute als Bodyguard für einen zwielichtigen afghanischen Großunternehmer. Die Biographie jenes hochgradig traumatisierten Mannes ist offensichtlich der Schlüssel zum Fall.
Foto: ZDF / Arte / Christian A. Rieger
Wie eine Spinne nähert sich Dr. Prohacek ihren Verdächtigen. „Das ist doch hier kein Verhör?“, fragt der Waffenimporteur Hamid Sherzad mit sanftem Lächeln. „… Aber nein, ich interessiere mich dafür“, lächelt die interne Ermittlerin zurück. Ins Netz bekommt sie diesen ausgefuchsten Verbrecher nicht. Der Titel „Die Rückkehr“, der auf jenen Polizisten im militärischen Einsatz abzielt, lässt sich auch darauf beziehen, wie die Heldin im Außendienst ermittelt. Immer wieder kehrt sie zurück, in die provisorisch eingerichtete Wohnung jenes Eric Glasner, in sein chaotisches Seelenleben. Es ist auch eine geistige Rückkehr, eine Erinnerung an einen Polizisten, den sie selbst ausgebildet hat. „Er war der Beste“, sagt sie. Und sie fragt sich: Kann so ein Mensch voller Ideale seine moralischen Maßstäbe verlieren?
„Unter Verdacht“ geht ins zehnte Jahr. Da sucht die ZDF-Reihe mitunter nach interessanten Variationen des internen Ermittelns. „Rückkehr“ ist ein Wirtschaftskrimi, der mit der Technik des Thrillers und der vertiefenden Wirkung des Dramas arbeitet. Man wird lange auf die Folter gespannt. Über eine halbe Stunde lässt der Film den Zuschauer mit einer beobachtenden Kamera, mit den Erzählsträngen und einer Vielzahl an Montage-Splittern allein. Das ist mutig – und ein bisschen zu viel der Fragezeichen. Erst mit der zunehmenden Entschlüsselung des zentralen Charakters dieses undurchschaubaren Treibens gewinnt der Film des ehemaligen Cutters Andreas Herzog langsam an Emotionalität. So richtig warm wird man nicht mit diesem Krimi und seinen Charakteren, weil sie einem – trotz Tukur und Nebbou – nicht nahe genug kommen. Außerdem fehlt etlichen Dialogen der semantische Feinschliff. Für ein ausgedehntes, hoch spannendes Finale reicht es dann aber doch. Auch einige Verhör(raum)szenen („Ich hab das Gefühl, in einem amerikanischen Film zu sein“) haben eine große Intensität und sie zeigen ein Stück weit auch die Ohnmacht von Prohacek & Co. Ohnmacht ist das zentrale Thema des Films. Eine weitere Metapher dafür gibt es gegen Ende, wenn die Kriminalrätin im Tonstudio wie in einem Käfig mit Glasscheibe gefangen ist.
Foto: ZDF / Arte / Christian A. Rieger
Was man dem Film zugutehalten muss: Es gelingt ihm, Wirtschaftskriminalität mit Weltpolitik im unterhaltsamen Krimi-Format kurzzuschließen, ohne die Komplexität der Zusammenhänge außer Acht zu lassen und ohne dass man den Eindruck hat, hier meint es jemand nur gut. Die spröde, schwer zugängliche Form, in der sich die Undurchschaubarkeit des Verhandelten spiegelt, ist da der Wermutstropfen, den eine solche Story wohl mit sich bringen muss.