Das Asthma macht ihr zu schaffen. Kein Wunder, Eva Maria Prohacek muss den eigenen Stall ausmisten. Und da wird viel Dreck aufgewirbelt. Besonders allergisch reagiert sie aber auf das Gemauschel und die Lügengeschichten der „Großkopferten“. Der Ministerialdirektor, der ihr diesmal gegenübersitzt, zeigt zwar Reue, doch irgendetwas vertuscht er. Der Mann hat einen Verkehrsunfall verschuldet, bei dem zwei Menschen starben. Obwohl es Spuren eines zweiten Autos am Unfallort gibt, nimmt er die Schuld ganz allein auf sich. Prohacek bleibt hartnäckig und hat bald den Halter des ominösen zweiten Autos ermittelt: ein zwielichtiger Bursche, der mit der Gattin des Beschuldigten Geschäfte macht. Doch diese unsauberen Geschäfte allein sind es nicht, die den Herrn Ministerialdirektor nervös machen.
Zu Beginn wirkt Senta Bergers Kriminalrätin ein wenig müde. „Hast scho mal mehr Biss g’habt“, merkt sogar ihr Chef an, der falsche Hund Dr. Reiter, der mal wieder während ihrer Befragung gelauscht hat. Er will seine Ruhe und würde die ungeliebte Kollegin am liebsten vom Amtsarzt aus dem Verkehr ziehen lassen. Vor allem, als er hört, dass sie im Gespräch ist als ihr Nachfolger. Doch zuvor darf er während eines Mittagessens anschaulich mit Gläsern, Wasser und diverser Tischdekoration der in Wirtschaftsangelegenheiten eher unbedarften Kollegin erklären, was Karussellgeschäfte sind. Diese Szene beleuchtet nicht nur wunderbar das Verhältnis der beiden, die sich nicht ausstehen können und dennoch freundlich miteinander tun, sie ist auch ein Beweis dafür, wie groß der Anteil von Gerd Anthoff ist für das Gelingen der „Unter Verdacht“-Reihe. Sein jovialer Reiter ist der Urtypus des buckelnden und speichelleckenden Beamten. Aber auch Rudolf Krause und sein Langner sind Gold wert. „Immer auf die langen Dürren“, sagt der und macht damit deutlich, dass er nicht als Soziotyp, sondern als Witzfigur Sympathiepunkte beim Zuschauer sammelt.
Das Zentrum aber ist und bleibt Senta Berger. Ihre Prohacek, bei der im fünften Fall etwas mehr ihre mütterliche Seite zum Tragen kommt, hat rasch den alten Biss zurückgewonnen. Wo sich Widerstand zeigt, wird sie munter und angriffslustig. In „Das Karussell“ sind es eher die schnellen Geschosse und die feinen Spitzen, vom entsprechenden Bergerschen Augenaufschlag begleitet, die sie in ihren Gesprächen loslässt. Dagegen haben ihre Befragungen nicht mehr die Subtilität und schneidende Schärfe der ersten beiden Krimis. Das mag daran liegen, dass die zynische Pointe eingängiger und massenkompatibler ist als ein doppelbödiges Verhör-Szenario. Dem ZDF war die Reihe anfangs offenbar ein bisschen zu kühl und zu intellektuell. (Text-Stand: 3.6.2005)