Sie ist hübsch, ist Modell und will endlich ein Kind. Er hat das nötige Kleingeld – und weil es mit dem Schwangerwerden einfach nicht klappen will, kauft sich das gut situierte Paar eine Samenspende. „Der Spender sollte gute Erbanlagen haben“, ist Steffi ganz wichtig. Acht Wochen später ist es soweit. „Wir sind schwanger“, strahlt die Mutter freudig erregt. Doch auf einmal steht sie solo da. Ihr Mann ging fremd, sie schießt ihn in den Wind und sucht nach dem Samenspender, dem sportlichen Akademiker, dem Ingenieur mit Auszeichnung, groß, kultiviert, musikalisch. Immerhin ist er ja der richtige Vater. Ja, ja, das findet auch er. Allerdings hat er ein bisschen geschummelt mit seinem Qualitätssperma. Denn Tommi macht seinem Namen alle Ehre. Er wohnt noch bei den Eltern, jobbt im Baumarkt, liebt mehr so die einfachen Dinge des Lebens: Fußball, Dosenbier, Partys und Abhängen mit seinen Kumpels. Steffi traut ihren Augen nicht. Weil sie aber völlig abgebrannt ist, die Samenspender-Eltern nett sind, nistet sie sich bei Tommis Familie ein paar Tage ein. Auch wenn sie eine Zehn ist und er nur eine Drei auf der Marktwert-Skala – vielleicht hat er ja doch eine Chance!?
Immerhin wird dieser junge Mann, der sich bisher strikt geweigert hat, erwachsen zu werden, gespielt von Oliver Wnuk. Und der verlängert in „Unter Umständen verliebt“ ziemlich liebenswert seine ähnlich gelagerte Rolle aus „Stromberg“. Intellektuell ein Dünnbrettbohrer, in Sachen Verantwortung eine völlige Niete – aber doch mit ganz viel Gefühl hinter den vielen Worten, die er macht, weil er sich davor scheut, über Gefühle zu sprechen. Er redet und flunkert sich über die Runden, weil er Angst hat, „diese tolle Frau“ zu enttäuschen und zu verlieren. So prollig und grell die Situationen bisweilen auch daherkommen: die Figuren haben einen Kern, sie spiegeln typische Ängste in einer bestimmten Lebensphase und sie spiegeln auch etwas von einer Generation, die geplagt wird von der Sorge vor einer Zukunft, die selbst für einen Traumberuf wie Modell heute nicht mehr gesichert ist. Die gut getimte, klug elliptisch geschnittene, mit spritzig beiläufigen Dialogen garnierte Komödie versöhnt den abendfüllenden, oft langatmigen Unterhaltungs-90-Minüter mit Sitcom und Dramedy.
Foto: Sat 1 / Petro Domenigg
Soundtrack:
u.a. George Michael („Careless Whisper“), Peter Bjorn & John („Young Folks“), Bee Gees („To love somebody“), Salt ‚n’ Pepa („Push it“), Beck („Loser“)
Gefühle, die in den Figuren reifen, ja – stereotype, inszenierte Romantik nein! Das ist das Geheimnis dieses leichtfüßigen Films, in dem durchaus angedeutet wird, weshalb Frauen und Männer nicht zusammenpassen und weshalb sie es aber trotzdem immer wieder miteinander versuchen. Andererseits spielt der Film auch mit den 1000 Rollen-Klischees und den Allerweltsweisheiten über die Chemie zwischen den Geschlechtern, die man mal irgendwo in einem schlechten Hollywoodfilm gehört hat: „Wenn sie sich noch mal umdreht, musst du hinterher, dann hast du noch eine Chance…“ Beim ersten Mal dreht sich Traumfrau Steffi, gespielt von Mirjam Weichselbraun, die sich langsam frei macht vom Nur-blond-süß-sexy-Bravo-Girl-Moderatorinnen-Image, nicht um. Und beim zweiten Mal? (Text-Stand: 6.2.2012)