„Um Himmels Willen“ ist eine jener Produktionen, denen die ARD ihr angestaubtes Serien-Image verdankt. Seit zwölf Jahren können sich die Zuschauer darauf verlassen, dass es allen aufgebauschten Konflikten zum Trotz im niederbayerischen Kaltenthal nie allzu aufregend wird. Hin und wieder gibt es vor und hinter der Kamera kleinere oder größere Umbesetzungen, doch Handschrift, Tonfall und Tempo bleiben zuverlässig gleich. Das gilt auch für die Weihnachtsausflüge, die Bürgermeister Wolfgang Wöller (Fritz Wepper) und Ordensschwester Hanna (Janina Hartwig) seit 2008 alle zwei Jahre unternehmen. Nach dem Vatikan, einem Kreuzfahrtschiff und Nigeria ist nun der portugiesische Wallfahrtsort Fatima das Ziel. Die Reise ist zwar unnötig kompliziert eingefädelt, aber dafür durchaus kurzweilig: Wöller hat Spendengelder „umgewidmet“ und muss nun kurzfristig für Ersatz sorgen. Hilfe erhofft er sich vom „Engel von Kaltenthal“, der Bedürftige zur Weihnachtszeit anonym mit Geld erfreut. Er ist überzeugt, dass Sonja Berger (Bibiana Zeller) hinter den guten Taten steckt. Als die alte Dame nach Fatima will, weil sie auf einem Zeitungsfoto ihre Jugendliebe entdeckt hat, fliegt Wöller kurzerhand mit, getreu seinem Credo „Geben und Nehmen, der ewige Kreislauf der Nächstenliebe“. Schwester Hanna ist natürlich auch mit von der Partie.
Die vielen kleinen und großen Ereignisse, die sich Autor Jürgen Werner ausgedacht hat, könnten sich zwar auch in Deutschland abspielen, aber die Weihnachtsfilme sollen schließlich einen gewissen exotischen Flair haben; außerdem erlebt auf diese Weise auch Wöller sein titelgebendes „Wunder von Fatima“, weil er entgegen der ärztlichen Warnung ein Schmerzmittel mit einer halben Flasche Rotwein runterspült. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die verschiedenen Konflikte allerdings längst in Wohlgefallen aufgelöst. Zunächst jedoch muss die untröstliche Sonja damit fertig werden, dass ihr einstiger Schwarm Thomas (Peter Franke) nichts mehr von ihr wissen will. Als sie sich damals für einen anderen entschied, ist er nach Portugal ausgewandert und hat dort eine Familie gegründet. Allerdings redet er schon seit Jahren nicht mehr mit seinem Sohn Paulo (Urs Fabian Winiger), weil er ihm die Schuld am Tod seiner Frau gibt. Dabei braucht ihn Paulo dringender denn je: Sein kleiner Sohn leidet unter chronischer Lungenentzündung und wird ohne teure Therapie sterben.
Foto: MDR / Armando Claro
Das klingt alles viel dramatischer, als es in der Umsetzung durch Dennis Satin aussieht. In Fatima ist es ohnehin viel zu schön für todernste Geschichten. Satins Inszenierung lässt nie einen Zweifel daran, dass alles gut ausgehen wird; Sven Kirstens Sonnenscheinbilder von Stadt und Land sind daher kein Kontrast, sondern einfach nur prächtig anzuschauen, zumal auch das heimische Kalthental in fast schon überirdischem Weihnachtsglanz erstrahlt. Amüsant wie immer sind dagegen die Wortgefechte der Lieblingsfeinde Wöller und Hanna. Wepper setzt seinen motorischen und mimischen Handicaps zum Trotz wie stets die einzigen Glanzpunkte, hat aber auch viel bessere Dialoge und als einziger echte Pointen; der Rest des Ensembles kommt dank ihrer Klischeerollen kaum über den Status von Stichwortgebern hinaus. Die Darstellung der Klostergemeinschaft zum Beispiel ist pure Diskriminierung: Ohne ihre Anführerin benehmen sich die Nonnen wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen.
Die regelmäßigen Abstecher des Films nach München wirken zudem wie ein Vorwand, damit auch Gaby Dohm was zu tun hat: Die Oberin will ein Konzert veranstalten, scheitert aber an den Sicherheitsvorkehrungen, weshalb sich am Ende alle Beteiligten zum Weihnachtsfest im Kloster einfinden. So vorhersehbar wie die immerhin handlungsreiche Geschichte sind auch die einzelnen Szenen; Zyniker würden sagen, dass man die Dialoge mit entsprechender Erfahrung mitsprechen kann. Die Fans der Serie jedoch wird nicht mal stören, dass der Schnee in Kaltenthal verdächtig schaumig aussieht; ihnen bietet „Das Wunder von Fatima“ alles, was ihr Herz begehrt. Die 14. Staffel der Serie startet übrigens am 6. Januar 2015.