Vermutlich können sich nur noch wenige Enthusiasten an den Film „Paul is dead“ erinnern, eine hübsche, mit einem Grimme-Preis belohnte Spekulation über den angeblichen Tod von Paul McCartney. Hendrik Handloegten hat dieses Kleinod vor Jahren inszeniert, und deshalb war klar: Ein „Tatort“ aus seiner Hand muss einfach etwas ganz Besonderes werden. So ist es auch: Den Film „Pechmarie“ darf man getrost zu den besten Krimis aus Köln zählen. Ganz richtig stellt Hauptdarsteller Klaus J. Behrendt fest, dass der Film „auf bemerkenswerte Weise“ Handloegtens Handschrift trage: „So habe ich uns noch nie gesehen“. Das dürfte zu einem guten Teil allerdings auch am Drehbuch liegen: Stefan Cantz und Jan Hinter haben bereits für viele herrlich frotzelige Dialoge des schrägen „Tatort“-Duos aus Münster gesorgt.
„Pechmarie“ ist nach „Schlaf, Kindlein, Schlaf“ (2002), einem tiefernsten Beitrag zur Diskussion über die Resozialisierung psychisch kranker Straftäter, ihre zweite Arbeit für die Kölner Kommissare und mitunter fast schon Komödie. Max Ballauf und Freddy Schenk sind ja ohnehin längst wie alte Bekannte, die man eine Weile nicht gesehen hat und deren Auftritt man neugierig erforscht: Welche Marotten haben sie noch, was hat sich geändert? Sowohl die Autoren wie auch die beiden Darsteller treiben ein amüsantes Spiel mit diesen Erwartungen.
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Auf der anderen Seite ist der Krimi-Fall recht knifflig: Ein Pärchen hat einen Juwelier überfallen und Diamanten im Wert von 800.000 Euro erbeutet. Die beiden Täter sind rasch identifiziert, doch die einzige Spur führt zur Schwester der Frau, einer Musikerin (Nicolette Krebitz), die gerade aus Amerika zurückgekehrt ist. Im Gegensatz zu ihrer Schwester, der Pechmarie, war sie schon immer die Goldsophie. Willig lassen sich die Polizisten von der hübschen jungen Frau der Reihe nach um den Finger wickeln, zumal sie bei ihren Ermittlungen ohnehin nicht weiterkommen; bis Marie tot aus dem Rhein gefischt wird.
Handloegten gelingt eine wunderbare Balance: Einerseits hat „Pechmarie“ herrlich trockene Dialogen und skurrile Nebenfiguren zu bieten, andererseits wird es immer wieder höchst dramatisch, wenn beispielsweise Ballauf in einen Fahrstuhlschacht stürzt; ganz zu schweigen von Schenks ständiger Sorge, sich beim Patenkind mit Scharlach infiziert zu haben. Und die Auflösung ist ein Knüller; selbst wenn ganz ausgeschlafene Krimihasen den Clou früh ahnen.