Was ist mit der Ehre der Strizzis?! Inspektor Bernhard Weiler, der kurz vor der Pensionierung steht, und Sonderermittler Eisner hängen den alten Zeiten nach, in denen es noch eine Ganovenehre gab. Derweil kämpft ein Mann mit seinem Leben. Zwei weitere Männer werden brutal erschossen. Tatort: eine Firma, die sich als Österreichs größter Drogenumschlagsplatz entpuppt. Eine andere Abteilung ist diesem so genannten „Syndikat“ seit längerem auf der Spur, ein Verdeckter Ermittler ist eingeschleust und Eisner muss mitspielen in dieser groß angelegten Operation. Seine Ermittlungsergebnisse gehen direkt zum Undercover-Mann, der sich damit eine machtvolle Position innerhalb des „Syndikats“ verschafft. Die Morde gehen offenbar auf das Konto einer rivalisierenden Bande, die ins Drogengeschäft einsteigen will. Auch das Bundeskriminalamt geht über Leichen. Sogar Eisner wird instrumentalisiert und ohne dass er etwas davon weiß, werden die ehemaligen Drogenerfahrungen seiner Tochter in die Legende des VE eingewoben. Das wiederum bringt die Tochter in akute Lebensgefahr.
Wie die Kriminellen so auch die Kriminaler. Diese rüde, allein ergebnisorientierte Art geht Eisner gegen den Strich. Anfangs ermittelt er noch made in Austria, entspannt und mit Wiener Schmäh, inspiriert von seinem Kollegen Weiler. Doch als der Fall „persönlich“ wird, steigt die innere Erregung. Selten sah man den „Charming Man“ Moritz Eisner so übel gelaunt und angespannt wie in diesem „Tatort“ über das organisierte Verbrechen. Der Krimi von Grimme-Preisträger Nikolaus Leytner („Ein halbes Leben“) ist nach einem realen österreichischen Fall entstanden. Der Film zeigt eine brutale Spielart des modernen Verbrechens, lässt sich aber nicht zu Action oder Gewaltexzessen hinreißen und bei aller Sorge um die Tochter lässt sich auch der Ermittler nicht völlig aus der Ruhe bringen. Bei ihm kocht allerdings die Wut darüber hoch, dass sich die Guten von den Bösen und deren Wahl der Waffen anstecken lassen.
„Operation Hiob“ besticht vor allem durch seine absurden Situationen, die zu wunderbaren Metaphern werden. Das Wühlen der Polizei im Dreck ist so ein Bild. In einem riesigen Müllhaufen suchen die Beamten nach Zigarettenstummeln, die ihnen über die DNA Hinweise auf die Mörder geben sollen. Polizeiarbeit – das ist Sisyphosarbeit. Ein Erfolg gegen das organisierte Verbrechen ist kein Happy End. Diese milde Stimmung von Vergeblichkeit der eigenen Arbeit liegt über dem 22. Krassnitzer-„Tatort“, der in seiner eher altmodischen Inszenierung zugleich sehr atmosphärisch und realistisch wirkt. Und der Zeitgeist bekommt noch einen weiteren Seitenhieb mit: Ohne Handys sind TV-Krimis dramaturgisch heute kaum noch denkbar. Gruber und Leytner zeigen es und lassen es, wo es nur geht, bimmeln und stören mit diesem Aufmarsch der Klingeltöne – bewusst – die „normale“ Kommunikation.