Der Himmel hängt tief über der niedersächsischen Pampa. Schwermut drückt auf die Seelen – aber auch ein Mord, der vor 13 Jahren begangen worden ist. Offenbar musste ein Unschuldiger büßen. Der ist ebenfalls tot – auch ermordet. Ein Dorf würde gerne zur Tagesordnung übergehen. Doch Charlotte Lindholm hat etwas dagegen.
Maria Furtwängler verschlägt es auch in ihrem zweiten Einsatz als “Tatort”-Kommissarin aufs norddeutsche Land. “Hexentanz” ist ein Krimi, den man nicht so schnell vergessen wird. Ein Dorf versinkt in Nebel, Moor und Gewissenslosigkeit. Die Bewohner eint eine gemeinsame Verdrängung. Haben die Männer oder die Frauen einst einen Kollektivmord an einer schönen Hippie-Frau begangen? Oder deckt das Dorf, in dem noch Aberglaube spukt, einen Mörder?
Foto: NDR / Ines Gellrich
Provinz-Krimis haben ihre eigenen Gesetze. Da wird der Kommissar meist zum Fremdling. Und das Whodunit-Prinzip kann nicht durch Unglaubwürdigkeiten gefährdet werden. “Dorfkrimis sind einfach komplexer”, bringt es der Regisseur René Heisig (“Vier Meerjungfrauen”) auf den Punkt. “Die Geschichte jeder Gestalt musste bei ‘Hexentanz’ konsequent erzählt werden.” Trotz räumlicher Enge – “die Reduktion auf einen Schauplatz und sechs bis acht Figuren wirkte mehr bereichernd als verengend”, so Heisig.
Vor allem, was die Stimmung angeht, ist dieser “Tatort”, der als Dorf-Drama beginnt und sich zur Familien-Tragödie auswächst, außergewöhnlich. Viele unbekannte Gesichter unterstützen die Glaubwürdigkeit. Ingo Naujoks als platonisch liebender Freund der Heldin sorgt für etwas Ironie und Augenzwinkern. Und Maria Furtwängler überzeugt als kühle, aber natürliche Blonde, die schnippig, direkt und columbohaft freundlich insistierend sein kann, dass es eine Freude ist. (Text-Stand: 13.4.2003)