Zehn Jahre ist es her, da schlief Lena Odenthal mit einem Mörder (gespielt von Dominic Raacke). In “Fette Krieger” (2001) investierte sie richtig Gefühl und verliebte sich in ein Mädel aus der HipHop-Szene. Ansonsten verkörpert die Ludwigshafener Kommissarin im Duo mit ihrem italienischen Busenfreund Kopper eher den Kopf-Part. Kühl bis tough löst sie ihre Fälle, rückt den Verdächtigen auf die Pelle, fragt ohne Umschweife und ohne Rücksicht auf soziale Stellung, kennt kein Pardon. Im “Tatort – Große Liebe” ist das auffallend anders.
Lena begegnet in dem Film von Daniel Martin Eckhart und Manuel Siebenmann ihrer ersten großen Liebe wieder. Erinnerungen an die wilden Jugendjahre werden wach. Und der Blick der sonst so gestrengen Kommissarin verklärt sich. Dass jener Hannes Buck etwas mit dem Überfall auf einen Geldtransporter zu tun haben könnte – auf die Idee kommt sie zunächst nicht. Sie zeigt Verständnis dafür, dass er unter Schock steht und sich an nichts erinnern kann. Kopper und die Kollegen von der Geldtransportfirma sehen die Sache anders. Warum ist der Beifahrer von drei Kugeln getroffen worden, während Buck ohne Kratzer überlebt hat?
Wenn es auch nicht unbedingt Buck sein muss – so spricht zumindest vieles für die Beteiligung eines Insiders am Überfall. Ein ausgefallenes Kaliber, der perfekte Ablauf des Überfalls, die Wahl des überfallenen Transports, die auf eine Sonderfahrt mit fünf Millionen Euro fiel. Die Geldtransportfirma und deren Mitarbeiter stehen gehörig unter Druck. Die Chefin engagiert einen windigen Privatdetektiv, der offenbar selbst abkassieren will und erschossen wird. Am Tatort gibt es Spuren, die auf Bucks Anwesenheit schließen. Und so bleibt der in Erinnerungen Versunkenen nichts anderes übrig, als den Ex zu verhaften.
Kopper gibt den Elvis, sichert den Tatort ab im Glitzer-Las-Vegas-Outfit, während Lena die polizeipsychologische Betreuung übernimmt und das Gesicht von Ulrike Folkerts ungewohnt weiche Züge annimmt. Doch es fällt einem schwer, ihr und dem von Uwe Bohm eindringlich verkörperten Buck ihre vergangene Liebe abzunehmen. Alles wirkt ein bisschen zu sehr behauptet. Auch die Krimi-Story, die im Verlauf zwar durchaus spannend gerät, weist retrospektiv betrachtet zahlreiche unlogische Momente auf. Fazit: Viel Gefühl, eine sehr gute Besetzung, aber ein Fall ohne allzu große Inspiration. (Text-Stand: 22.2.2004)