Tatort – Bienzle und der Taximord

Steck, Russek, Saß, Redl, Huby, Blumenberg – und die Angst im Nacken

Foto: SWR
Foto Tilmann P. Gangloff

„Bienzle und der Taximord“ ist urban und ungewohnt düster für einen „Tatort“ mit dem gemütlichen Schwaben-Ermittler. Die Atmosphäre ist wenig einladend; der vorherrschende Tonfall ist aggressiv, Nebeldämpfe wallen in den Seitenstraßen und Blumenberg greift mit seinen Regie-Einfällen ziemlich daneben. Eine Spur besser ist die Story von Vielschreiber und Bienzle-Erfinder Huby. Die guten Schauspieler müssen leider viel zu dick auftragen.

Nur gut, dass „Bienzle“-Erfinder Felix Huby auch in diesem „Tatort“ aus Stuttgart mit einem zweiten Handlungsstrang für die gewohnte amüsante Entspannung sorgt. „Bienzle und der Taximord“ ist nämlich so urban und daher düster wie selten ein Bienzle-Krimi zuvor (und das ist nicht zum Vorteil des Films). Freundlich ist allein der dank eines Kamerafilters in dezentem Rot leuchtende Himmel über Stuttgart. Die Atmosphäre hingegen ist alles anderes als einladend; der vorherrschende Tonfall ist aggressiv, Nebeldämpfe wallen in den Seitenstraßen.

Am Anfang sieht dieser „Tatort“ aus Stuttgart zudem manchmal so aus, als seien einige Komparsen unverhofft an Sprechrollen gekommen. Dazu passt, dass sich Regisseur Hans-Christoph Blumenberg mitunter kräftig in der Wahl seiner Mittel vergreift. Der Regisseur scheint seinem Publikum sowieso nicht zu trauen: Als sich mehrere Taxifahrer über die vermeintlich unfähige Polizei ärgern, weil die den Mörder nicht findet, steht Kommissar Bienzle (Dietz Werner Steck) die ganze Zeit unübersehbar im Hintergrund. Trotzdem glaubt Blumenberg, ihn in einem Zwischenschnitt in Großaufnahme zeigen zu müssen.

Besser als die wenig elegante Inszenierung ist die Geschichte von Felix Huby, obwohl sie alles andere als ungewöhnlich beginnt: In Stuttgart ist ein Taxifahrer erstochen worden. Zurück bleibt seine trauernde Freundin Anita Holz, der das Taxi-Unternehmen auch gehört. Ein Jahr zuvor ist ihr Mann getötet worden; ebenfalls im Taxi. Allerdings kriselte die Ehe damals bereits gewaltig, was den ermittelnden Kommissar aber offenbar nicht weiter interessiert hat. Ohnehin stößt Bienzle alsbald auf weitere Ungereimtheiten in der Recherche des mittlerweile pensionierten Kollegen. Dessen Verdacht konzentrierte sich auf Erich Blacher, den Hecht unter den Stuttgarter Taxikarpfen. Das Ehepaar Holz hatte sich stets gegen Blachers Übernahme-Absichten gewehrt. Als der dritte Taxifahrer ermordet wird und Bienzles Ermittlungen immer wieder in einer Sackgasse enden, wollen die Taxifahrer die Sache selbst in die Hand nehmen.

Schade, dass selbst so profilierte Darsteller wie Katrin Saß oder Günter Mack in Blumenbergs Großaufnahmen regelmäßig zu dick auftragen müssen, damit auch bügelnde Zuschauer merken: Hier ist was im Busch. Und Markus Kirschbaum als schweigsamer, ganz in Leder gekleideter Unbekannter, der von den Taxifahrern Schutzgelder epresst, ist ohnehin eine Figur wie aus einem Edgar-Wallace-Film. Dennoch bietet „Bienzle und der Taximord“ gute „Tatort“-Unterhaltung; und der Schluss geht richtig zu Herzen. (Text-Stand: 3.8.2003)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Reihe

SWR

Mit Dietz-Werner Steck, Rüdiger Wandel, Rita Russek, Klaus Spürkel, Dirk Salomon, Katrin Saß, Christian Redl, Günter Mack, Robert Glatzeder, Reinhold Ohngemach, Hilmar Eichhorn

Kamera: Thomas Makosch

Szenenbild: Klaus-Peter Platten

Schnitt: Roswitha Gnädig

Produktionsfirma: Maran Film

Drehbuch: Felix Huby

Regie: Hans-Christoph Blumenberg

EA: 03.08.2003 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach