Nur gut, dass „Bienzle“-Erfinder Felix Huby auch in diesem „Tatort“ aus Stuttgart mit einem zweiten Handlungsstrang für die gewohnte amüsante Entspannung sorgt. „Bienzle und der Taximord“ ist nämlich so urban und daher düster wie selten ein Bienzle-Krimi zuvor (und das ist nicht zum Vorteil des Films). Freundlich ist allein der dank eines Kamerafilters in dezentem Rot leuchtende Himmel über Stuttgart. Die Atmosphäre hingegen ist alles anderes als einladend; der vorherrschende Tonfall ist aggressiv, Nebeldämpfe wallen in den Seitenstraßen.
Am Anfang sieht dieser „Tatort“ aus Stuttgart zudem manchmal so aus, als seien einige Komparsen unverhofft an Sprechrollen gekommen. Dazu passt, dass sich Regisseur Hans-Christoph Blumenberg mitunter kräftig in der Wahl seiner Mittel vergreift. Der Regisseur scheint seinem Publikum sowieso nicht zu trauen: Als sich mehrere Taxifahrer über die vermeintlich unfähige Polizei ärgern, weil die den Mörder nicht findet, steht Kommissar Bienzle (Dietz Werner Steck) die ganze Zeit unübersehbar im Hintergrund. Trotzdem glaubt Blumenberg, ihn in einem Zwischenschnitt in Großaufnahme zeigen zu müssen.
Besser als die wenig elegante Inszenierung ist die Geschichte von Felix Huby, obwohl sie alles andere als ungewöhnlich beginnt: In Stuttgart ist ein Taxifahrer erstochen worden. Zurück bleibt seine trauernde Freundin Anita Holz, der das Taxi-Unternehmen auch gehört. Ein Jahr zuvor ist ihr Mann getötet worden; ebenfalls im Taxi. Allerdings kriselte die Ehe damals bereits gewaltig, was den ermittelnden Kommissar aber offenbar nicht weiter interessiert hat. Ohnehin stößt Bienzle alsbald auf weitere Ungereimtheiten in der Recherche des mittlerweile pensionierten Kollegen. Dessen Verdacht konzentrierte sich auf Erich Blacher, den Hecht unter den Stuttgarter Taxikarpfen. Das Ehepaar Holz hatte sich stets gegen Blachers Übernahme-Absichten gewehrt. Als der dritte Taxifahrer ermordet wird und Bienzles Ermittlungen immer wieder in einer Sackgasse enden, wollen die Taxifahrer die Sache selbst in die Hand nehmen.
Schade, dass selbst so profilierte Darsteller wie Katrin Saß oder Günter Mack in Blumenbergs Großaufnahmen regelmäßig zu dick auftragen müssen, damit auch bügelnde Zuschauer merken: Hier ist was im Busch. Und Markus Kirschbaum als schweigsamer, ganz in Leder gekleideter Unbekannter, der von den Taxifahrern Schutzgelder epresst, ist ohnehin eine Figur wie aus einem Edgar-Wallace-Film. Dennoch bietet „Bienzle und der Taximord“ gute „Tatort“-Unterhaltung; und der Schluss geht richtig zu Herzen. (Text-Stand: 3.8.2003)