„Gibt es eigentlich spezielle Kurse, in denen Eltern lernen, ihre Kinder mit taktlosen Bemerkungen zu verletzen?“ Alex fühlt sich im falschen Film. Gerade war da noch eine Familie. Jetzt sieht er nur zwei Erwachsene, die sich aufführen wie pubertierende, frisch verliebte Teenager – und ihm zieht es den Boden unter den Füßen weg. „Mein Leben fühlt sich an wie Treibsand“, klagt der 15-Jährige. Daran ändert sich wenig, als die Mutter ihn für den Sommer mit nach England nimmt – in ein verschlafenes Dorf, zu ihrem Lover. Jener Seth hat eine Tochter. Auch sie ist ein Scheidungskind, lebt in Amerika und kommt für ein paar Wochen zu Besuch. Alex ist hin und weg von ihr. Aber auch Louie, die eine Art Pippi-Langstrumpf-Leben führt, hat es ihm angetan. Bald quält ihn seine Unsicherheit, und das aufkeimende Liebesleben raubt ihm den Schlaf: „Wie sage ich ihr nur, was ich empfinde?“
„Mit ‚Summertime Blues’ ist Reich ein Film über Patchworkfamilien, den komplizierten Prozess des Erwachsenwerdens und die erste Liebe, die Suche nach einem Platz im Leben geglückt. Ein Film, in dem sich Jugendliche sicherlich wieder finden. Der lockere Umgang mit Problemen, der gelungene Mix aus Tiefgang und zurückhaltendem Humor heben ‚Summertime Blues’ von den gängigen Filmen dieses Genres ab.“ (Margret Köhler, br-online.de)
Frühlings Erwachen im englischen Sommer. „Summertime Blues“ erzählt vom Chaos der Pubertät, von der ersten Schwärmerei, von bisher ungekannten Gefühlen, die – selbst wenn sie wehtun – die Frische einer neuen Erfahrung besitzen. Entsprechend ohne nachhaltigen „Blues“ kommt auch Marie Reichs Debütfilm rüber, den sie mit leichter Hand, heiterer Melancholie und mit Unterstützung ihrer Mutter, der Produzentin Uschi Reich, 2008 fürs Kino inszenierte. Der Film ist nach dem gleichnamigen Jugendroman von Julia Clarke entstanden. Das spürt man nicht zuletzt bei den Dialogen, die auf die oberflächliche Trend-Sprache durchschnittlicher Teenagerfilme verzichten. Da stören nicht einmal die zahlreichen (identifikationsträchtigen) Off-Kommentare des Helden. Dass Reich & Co die Geschichte nicht nach Deutschland verlegte, gibt dem Film einen zusätzlichen Reiz und bietet neben dem Hang zur typisch britischen Naturromantik à la Jane Austen weitere nicht unrealistische jugendliche Projektionsflächen. „Summertime Blues“ ist ein Film für die Jugend, eine Coming-of-age-Sommerkomödie, die die Eltern ohne Reue mitgucken können. Mit mehr Sorgfalt bei der Ausgestaltung der Erwachsenen-Figuren hätte dieser kleine, beschwingte Film ein großer Film für die ganze Familie werden können – für alle Scheidungskinder und ihre Eltern.