Eva Färber will die perfekte Frau sein. Korrekt, pragmatisch, kontrolliert – ob im Beruf, in der Familie, in der Liebe. Sie ist die klassische Zicke. Es dauert deshalb seine Zeit, bis einem Katja Flints Figur aus dem Setzbaukasten der Klischees näher kommt. Dass sie dann doch langsam zur respektablen Heldin heranreift, liegt daran, dass die Schauspielerin ihre Eva zunehmend mit Charme und Augenzwinkern versieht. Und daran, dass sich Autorin Barbara Jago besinnt – und den Kitsch sanft ironisiert, indem sie ein paar Anleihen bei der Filmgeschichte nimmt. Flint und Markus Knüfken sind zwar nicht Hepburn und Bogart. Aber immerhin!
Dieser Frau hätte schon längst mal einer sagen müssen, wo’s langgeht. Ihr Ehemann kam offenbar in ihrem Windschatten nie aus der Reserve. Vor der Abreise nach Afrika, wo ihr Vater beim Besuch seiner jüngeren Tochter (Aglaia Szyszkowitz) einen Schlaganfall erlitten hat, ertappt sie ihren Paul (August Zirner) bei einem Seitensprung. Perfekte Frauen können einen also nicht nur in den Wahnsinn, sondern auch in die Arme einer anderen treiben. Was der ergraute Gatte kann, das kann die sehr ansehnliche Mutter zweier erwachsener Töchter schon lange. Und so wirft sie unter südafrikanischer Sonne ihren Panzer ab und verliebt sich in den knackigen Ranger mit dem melancholischen Blick, der sich auch als Tierdoktor, Polizist, Feuerwehrmann und Geologe im Busch nützlich macht und den Färber-Sisters zur Hand geht. Sie verlebt schöne Tage – bis Paul vor der Tür steht und Eva zurück haben will.
Wie bei Eva Färber in ihrem cleanen Stuttgarter Wohnbunker so sucht man auch bei „Stürme in Afrika“ vergeblich nach einer Seele. Es ist gefühlt der 999. Film nach „Jenseits von Afrika“, in dem ein kühler Europäer auf dem schwarzen Kontinent seine kleine Erleuchtung findet. Doch die Wiederholung des Altbewährten ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass der Film seine Möglichkeiten verschenkt. Drei gute Schauspieler, eine grandiose Landschaft, ein Licht, das jeden Fotografen in Entzücken versetzt und ein Drehbuch, dem nach dem sterilen Vorspiel viele Genre-Optionen offen stehen. Doch was tut die Komödienspezialistin Jago? Oder was muss sie tun? Sie gibt von allem etwas bei: ein bisschen Melodram, ein bisschen Abenteuerfilm, eine Spur Krimi und ein Hauch Komödie.
Das ist schön gedacht mit Anleihen bei Hollywoodklassikern wie „African Queen“, „Hatari“ oder „Gangster in Key Largo“, doch am Ende obsiegen TV-Realismus, Vernunft und Kitsch. Hier zeige sich das Dilemma der meisten Afrika-Filme: das Visuelle schreit nach geistig und emotional Großem, die Sender aber wollen es klein kariert. „Wir haben leider beim Fernsehen keine Hollywood-Budgets“, sagt Katja Flint. „Um trotzdem einen hochwertigen Film zu machen, bedeutete das lange Drehtage mit vielen Überstunden.“ Leider sieht man wenig davon in der traumhaften Steppe Südafrikas, die gelegentlich etwas Kulissenhaftes bekommt.