Jetzt isst Stockinger seine Wurstsemmeln selbst. Der einstige Schnüffelgefährte von „Kommissar Rex“ hat seine eigene Serie. Ob diese dem Überraschungserfolg von Sat 1 das Wasser reichen kann, ist allerdings fraglich. Denn „Stockinger“ ist langsam inszeniert, etwas skurril und ohne große Spannung – so, wie Krimis beim deutschen Publikum nicht sein dürfen. Im Pilotfilm bekommt der mit Wehmut an Wien zurückdenkende Stockinger, jetzt Bezirksinspektor im Salzburger Land, gleich den richtigen Eindruck von seiner neuen Heimat. Im Mittelpunkt von „Salzburger Kugeln“ steht ein Rechtsstreit um selbige Schleckereien, der mit einer Leiche während der Festspielzeit seinen blutigen Höhepunkt findet.
Um Höhepunkte anderer Natur geht es dann in der ersten Folge „Todesnacht in Gastein“. Pedant Stockinger zückt sein Diktiergerät: „Ein Mann stirbt plötzlich im Bett an einem Herzschlag, ohne je Herzbeschwerden gehabt zu haben. Er wurde von einer Frau besucht und sagte das Wort: Füller… sonderbar.“ Der hartnäckige Ermittler bleibt auch in der Provinz seinem Einzelgänger-Image treu. Der Mann mit der neurotischen Ausstrahlung eines Woody Allen vertraut sich kaum einem anderen Menschen an – geschweige seiner Kollegin Antonella (Sandra Cervik) oder seinem Chef Dr. Brunner (Hans Peter Heinzl). „Untersuchan’s holt die Absonderlichkeit dieser Welt“, brummelt der nur – und ist froh, wenn er seine Ruhe hat.
Zu einem zweiten „Kottan“ hat’s zwar nicht gereicht, doch etwas Erholung vom jungdynamischen Twen-Police-Getue à la „Alarm für Cobra 11“ oder „SK-Babies“ verspricht dieser zerstreute Alpen-Columbo allemal. Karl Markovics, ehemals Wiener Ensemble, trägt durchaus als Hauptdarsteller – wartet man auch als Zuschauer in den ersten Serienminuten gewohnheitsmäßig auf Moser, Rex & Co. Auch die Namen der Regisseure sprechen für sich: Dagmar Damek, Bodo Fürneisen, Jörg Grünler. Von einer „angenehmen Fluchtnische, wenn man den Schlagerparaden und dem diversen Ärztegewinsel entkommen will“, schrieb die Fernsehkritikerin Ponkie zur österreichischen Ausstrahlung. (Text-Stand: 23.10.1996)