Jule, die Besitzerin einer kleinen Wäscherei, hat massive Probleme mit ihrem Selbstbewusstsein. Liebt ihr Mann Sie überhaupt noch? In ihrer Not sucht die Heißmangel-Blondine Rat in einer Call-In-Radioshow. Die Moderatorin Ariane Keller ist mit ihrer Sendung genau so unzufrieden wie Jule mit ihrer vom Vater übernommenen Wäscherei. Die ersten Tipps in Sachen Auffrischung des Sexlebens gehen entsprechend nach hinten los. Doch nachdem der zweite Ehemann Jule in ihren Strapsen stehen gelassen hat, kann sie noch mal unbeschwert von vorn anfangen – mit Robin, dem sprichwörtlichen netten Jungen von nebenan. Doch es gibt einen Haken: Robin ist elf Jahre jünger. Die größte Hürde aber ist die in Liebesdingen völlig desorientierte Radio-Frau: anfangs missbraucht sie Jules Seelenstrip hörersteigernd für die Sendung, dann will sie ihr Robin ausreden. Denn er ist ihr Sohn.
Seit „Stadtgespräch“ findet alle Jahre wieder die Idee mit dem Talk-Radio Eingang in eine Filmkomödie. Jetzt ist mal wieder Sat 1 dran mit „Stadtgeflüster – Sex nach Fünf“. Das Prinzip ist einfach: die verschiedensten Geschichten können ohne großen dramaturgischen und erzählerischen Aufwand kombiniert werden. Problemlos werden vier, fünf Ebenen miteinander kurz geschlossen. Aus der Montage diverser Handlungsstränge, angereichert mit abwechslungsreichen Popsongs, entsteht so beinahe zwingend ein quirliger Filmrhythmus. Das ist in Zeiten des Ein-Millionen-Euro-Films zumindest eine gute Basis für eine ziemlich rund laufende Komödie. Ein bisschen hat man sich in Hollywood bedient – bei Meryl Streeps „Couchgeflüster“. Den Rest richten mal wieder die durchweg überzeugenden Schauspieler.
Foto: Sat 1 / Marco Nagel
Soundtrack: u.a. Kylie Minogue („All the lovers“), Pretenders („Brass in Pocket“), Weird Al Jankovic („Eat it“), Three 6 Mafia („It’s a fight“), Penny McLean („Lady Bump“), Bobby Day („Rockin’ Robin“), Nilsson („Without you“), Shirelles („Will you still love me tomorrow“), Diana Ross („Ain’t no mountain high“), Amy Winehouse („Help yourself“), Neneh Cherry („Woman“)
Da ist das ewige Fräuleinwunder Sophie Schütt, deren Hang zur deutschen Durchschnittlichkeit ihr in dieser Rolle zugutekommt. Da ist Ulrike Folkerts, die ihre Call-In-Moderatorin und Mutter nuanciert durch einige banale Situationen manövriert. Und da ist Stefan Murr („Baching“), der seinem Ödipussi eine Spur bayerischen Eigensinn mit auf den Weg zum Happy End gibt. In „Stadtgeflüster“ gelingt es zwar nicht, den (familen)psycholo-gischen Subtext beiläufig mitzuerzählen; dass die Macken der Mama und das weibliche Problem mit dem Selbstwert mit Worten (on air) erklärt werden, wiegt im Film von Josh Broecker jedoch nicht so schwer – immerhin geht es hier ja um eine Call-In-Radioshow.