Viel schwäbische Mundart, Michael Lott als fein aufspielender Hobbypyromane und teilweise gelungene Situationskomik – bei „Schmidts Katze“ kann man sich durchaus gut unterhalten. Regionale Geschichten liegen im Trend, Heimatkomödien erfreuen sich vom Süden bis zum Norden großer Beliebtheit, vor allem, wenn sie schräg und schrill sind und mit typischen regionalen Befindlichkeiten und Eigenheiten spielen. Und so ist klar, dass „Schmidts Katze“, die Biederkeit, Häuslichkeit und die Liebe zum Auto („s‘heilige Blechle“) im Schwabenländle zum Thema macht. Aber damit nicht genug: Regisseur Marc Schlegel spielt im Auftaktfilm der „Debüt im Dritten“-Reihe sichtbar lust- & liebevoll mit weiteren schwäbischen Klischees.
Werner Schmidt (Michael Lott), schwäbisch-biederer ewiger Junggeselle, versucht sich erfolglos beim Speed-Dating. Dann geht er wieder seinem Hobby nach. Der Baumarkt-Mitarbeiter bastelt kleine Sprengsätze für Modellautos, steuert diese unter Nobelkarossen und sprengt sie in die Luft. Eines Nachts steckt er einen Wagen in Brand, in dem sich noch eine junge Frau (Christiane Seidel) befindet. Im letzten Moment rettet er die Dame, die Sibylle heißt, und schleppt sie in seine Wohnung. Als sie erwacht, überrumpelt die Gekidnappte Werner und fesselt ihn. Schnell wird klar, dass Sibylle, die beruflich Schnee-Kugeln produziert, auf der Flucht ist vor einem gewissen Frehse (Alexander Fennon). Mit dem macht auch Werner bald schon unangenehme Bekanntschaft. Und Sibylle mit Werners aufdringlichen Nachbarn: Uwe (Michael Kessler), der auch dessen ständig nervender Kollege im Baumarkt ist und die Bürgerwehr gegen den Brandstifter anführt, und dessen Frau (Franziska Traub).
Foto: SWR / FFL
„Schmidts Katze“ ist nach zwei Kurzfilmen das Kinodebüt von Marc Schlegel. Es lebt von den kuriosen Figuren, die mal fein gezeichnet, mal total überkarikiert sind. Da ist Michael, dieser Biedermann und Brandstifter. Michael Lott spielt ihn hinreißend. Er überspielt ihn nicht, zeigt seine Zerrissenheit zwischen anarchistischer Pyromanie und schwäbischer Spießigkeit und seinen zarten Traum vom richtigen Mädle, der lange an seiner Biederkeit scheitert. Bis Sibylle in sein Leben tritt. Dann ist da Uwe, dieser nervtötende Nachbar, Kollege und bester Freund, erfrischend karikiert und von Comedian Michael Kessler irrwitzig gespielt. Platt hingegen die beiden Polizisten. Sie werden als Tölpel denunziert, und man fragt sich warum? Da wird es eher peinlich. So sind die Figuren – in Gastrollen wirken auch noch Tom Gerhardt & Désirée Nick mit – qualitativ sehr unterschiedlich geraten, das macht den Film unrund.
Mal schwarzhumorig, mal schrullig, mal schräg, mal platt – diese Mischung aus Komödie, Romanze und Krimi hat viele Facetten. Das ist Stärke und Schwäche zugleich. Denn diese Vielfalt führt auch dazu, dass der Regisseur trotz vieler gelungener und gut getimter Slapstickszenen zunehmend den Faden verliert. Das liegt vor allem im Drehbuch von Stefanie Töwe-Rimkeit begründet. Das hat zwar eine hübsche Ausgangsidee, doch die Geschichte schlägt immer wildere, unglaubwürdige Kapriolen. Das Spiel mit schwäbischen Befindlichkeiten und Eigenarten, der krude und schwer zu greifende Kriminalfall und die süße Romanze – das will sich nicht zu einer Einheit fügen. Zu Beginn ist der Plot noch liebevoll entwickelt: Man taucht ein in die Figuren, hat Spaß an der Welt des Kleinbürgers Werner und seiner beruflichen Heimat, dem Baumarkt, der sehr detailverliebt und ideenreich (die Vorführsauna als Rückzugsort für gestresste Baumarktmitarbeiter – herrlich!) gezeigt wird. Eine Stunde funktioniert das ganz gut, dann geht der Geschichte mehr und mehr die Luft aus. Die Gags werden schaler und am Ende findet man sich in einer süßlichen Romanze wieder. Fazit: Wer Spaß an Situationskomik, viel schwäbischer Mundart und einer Prise schwarzem Humor aus Deutschland hat, der wird mit „Schmidts Katze“ dennoch gut unterhalten. Und kann selbst sehen, was mit Schmidts Katze (die im Übrigen der Nachbarin gehört) passiert.